„Volker Jung ist etwas schreibfaul.“ Die automatische Analyse der Facebook-Seite des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten ist eindeutig. Offen und selbstkritisch erzählte Volker Jung im Frankfurter Presseclub von seinen Erfahrungen in den sozialen Netzwerken.

Kirchenpräsident Volker Jung im Frankfurter Presseclub. Foto: Rolf Oeser
Seine Tochter warnte ihn: „Das Netz ist hart, Papa.“ Doch nicht nur, weil jeder Post gegen einen verwendet werden könne, haderte er lange mit einem eigenen Auftritt bei Facebook: Das Medium fordere, sich privat zu zeigen, persönlich. „Dabei sagte schon Luther: Bezieht euch nicht auf mich, nennt euch nicht lutherisch. Es geht um die Botschaft, das Evangelium.“ Für Jung eine große Herausforderung: Wie kommuniziere ich auf Facebook persönlich, ohne mich zu inszenieren?
Jung setzt auf Experimentierfreude: „Wir sollten junge Leute mit Geld auszustatten und sie machen lassen.“ Doch das kollidiere oft mit dem eher behördlichen, schwerfälligen Denken der kirchlichen Institutionen. Für die Jungen ist das Digitale als Kommunikationsweg selbstverständlich. Also stelle sich nicht die Frage ob, sondern wie auch Kirche dort kommuniziere.
800 Menschen liken Jungs Seite auf Facebook, nach eigener Einschätzung auch eher Kirchenferne. „Ich bin für Tipps dankbar, wie ich Menschen außerhalb der eigenen Filterblase erreiche.“
Ein Ansatz ist der Segensroboter BlessU-2 – eine „kleine Spielerei“ im Vergleich dazu, was schon möglich ist mit künstlicher Intelligenz. Doch das Projekt habe viele Fragen aufgeworfen: Ist das Blasphemie? Darf ein Roboter segnen? Was ist überhaupt Segen?
Die Kirche müsse vorbereitet sein: Soll ein Pflegeroboter morgens den Alten die Tageslosung vorlesen können? „Sagen wir da ‚Teufelszeug‘ oder lassen wir uns darauf ein? Über diese Dinge müssen wir reden. Vieles ist bereits möglich, und die Kirche muss sich dazu verhalten!“
Er habe schon Angebote abgelehnt, mehr über die Kirchenmitglieder zu erfahren als in den Kirchenkarteien stehe. Zum Beispiel könnte der Pfarrer allen einen persönlichen Besuch abstatten, die sich im Internet über Kirchenaustritt informiert haben. Dazu gibt es aber eine klare Absage von Jung: „Wir müssen darauf drängen, dass beim Sammeln von Daten eine Grenze gezogen wird, sonst wird es problematisch.“