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Von – 20. Oktober 2012

Zur Probe im Heim wohnen

„Machen wir uns nichts vor“, sagt Helmut Ulrich, Leiter des Marthahauses, einem Pflegeheim des Diakonischen Werks Frankfurt: „Alten- und Pflegeheime haben kein gutes Image.“ Damit sich potenzielle Interessierte persönlich davon überzeugen können, wie es sich in einem Heim lebt, gibt es im Marthahaus jetzt „Probewohnen“.

Stephanie von Selchow ist Redakteurin von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Ilona Surrey

Ein alter Mensch, der familiär und nachbarschaftlich gut vernetzt ist, muss nicht in ein Heim ziehen. Wenn aber ein Hochbetagter nicht mehr viele Menschen kennt und keine Angehörigen in der Nähe hat, wenn das Leben in der eigenen Wohnung immer beschwerlicher wird und die Organisation des Alltags zunehmend schwierig, auch vielleicht, weil die Vergesslichkeit zunimmt, „dann ist das Heim eben doch eine Lösung“, meint Ulrich. „Aber man muss schon eine Schwelle überschreiten, um sich endgültig anzumelden.“

Das Probewohnen im Marthahaus heißt offiziell „Kurzzeitpflege“ und wird abhängig von der Pflegestufe von der Kasse mit bis zu 1550 Euro bezuschusst – in der preisgünstigen Pflegestufe 1 bleibt dann allerdings immer noch ein Eigenanteil von 1000 Euro. Kurzzeitpflege kann auch in Anspruch genommen werden, wenn Angehörige einen alten Menschen pflegen und einmal Urlaub brauchen. „Wer drei- bis viermal zur Kurzzeitpflege bei uns gewohnt hat, hat keine Angst mehr vor dem Heim und schafft den Übergang auch so“, sagt Ulrich. Wer aber noch nie im Heim war, kann sich über das Probewohnen annähern.

„Meine Kinder machen sich schon länger Sorgen“

„Für mich war es wichtig zu wissen, dass ich in meine alte Wohnung zurück kann, wenn ich mich in vier Wochen hier gar nicht einlebe“, sagt eine 82-Jährige. „Aber das Haus, in dem ich gewohnt habe, hatte keinen Aufzug, und ich bin einmal gestürzt und habe es kaum noch zum Telefon geschafft. Das war mir schon bewusst. “ Ein alter Herr hat sich erst mit Neunzig zum Probewohnen entschlossen: „Meine Kinder haben sich schon länger Sorgen um mich gemacht“, erzählt er. „Aber ich wollte mich nicht drängen lassen, sondern selbst entscheiden“.

Wer einmal den Schritt ins Heim gemacht hat, empfindet es als Erleichterung, bekocht und versorgt zu werden. Und es tut gut, Anschluss zu finden und an Beschäftigungen wie Singen, Spielen, Basteln, oder an Ausflügen teilnehmen zu können, selbst dann, wenn man nicht mehr so mobil ist. „Probewohnen hat eher eine psychologische Funktion“, sagt Ulrich. „Es hilft, eine durchaus verständliche Hemmschwelle zu überschreiten.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 20. Oktober 2012 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".