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Von – 21. Oktober 2012

Von wegen im Stall geboren: Ausstellung über Weihnachten

Wurde Jesus wirklich in einem Stall geboren? Und was hat die Weihnachtsgeschichte mit dem Kaiserkult zu tun? Einblicke bietet eine Ausstellung im Frankfurter Bibelmuseum.

Jesus wurde wahrscheinlich gar nicht in einem Stall geboren, meinen die Kuratoren einer Ausstellung im Bibelhaus am Museumsufer: So rekonstruierten sie das Geburtshaus von Jesus. Foto: Rolf Oeser

Über 2000 Jahre ist er alt, der Kalenderstein von Priene mit griechischer Inschrift. Er ist jetzt in Frankfurt zum ersten Mal öffentlich zu sehen. Die Kalender-Inschrift aus dem Jahr 9 vor Christus berichtet von der Geburt des Kaisers Augustus, verherrlicht ihn als „Gottes Sohn“, der „Gott“ selbst ist, als „Heiland, der Frieden auf Erden bringt“, und mit dem eine neue Zeitrechnung beginnt.

Die Kaisergeburt wird mit dem griechischen Wort „Evangelium“ bezeichnet – die gute Botschaft. Die Autoren der biblischen Evangelien Lukas und Matthäus scheinen das Wortfeld des Kaiserkultes gekannt zu haben. Denn in der Weihnachtsgeschichte setzen sie die Bilder neu zusammen und erzählen von der Geburt eines anderen Kindes – auch eine Abschrift des Matthäusevangeliums aus dem 13. Jahrhundert ist in der Ausstellung zu sehen.

„Es war ein revolutionärer Akt, dass die Formulierungen von der Kaisergeburt auf Jesu Geburt übertragen wurden“, erklärt Veit Dinkelaker, der die Ausstellung „Krippenkind und Kaiserkult“ kuratiert hat. „Das zeigt, welche Bedeutung die Evangelisten dieser Geburt beimaßen, und gleichzeitig macht die Weihnachtsgeschichte deutlich, dass dieser Heiland so ganz anders ist als die weltlichen Herrscher.“

Auch Häuser hatten damals Krippen

Die Kuratoren der Ausstellung glauben auch, dass Jesus nicht in einem Stall, sondern in einem typischen palästinensischen Wohnhaus der damaligen Zeit geboren wurde. Eine begehbare Rekonstruktion mit Feuerstelle und  Krippe für die Tiere, die mit den Menschen zusammenwohnten, lässt die damalige Zeit lebendig werden. Stall und Herbergssuche seien eine Erfindung des Spätmittelalters, sagt Dinkelaker. „Es ist undenkbar, dass eine schwangere Frau in Vorderasien zur damaligen Zeit abgewiesen wurde.“

Die Ausstellung begibt sich auf eine Spurensuche durch die Geschichte, zeigt biblische und außerbiblische Wurzeln von Weihnachten, die Herkunft bekannter Weihnachtsmotive und deren Wirkungsgeschichte von der Antike bis heute.

Kampfflieger und Bomben am Weihnachtsbaum

Weihnachten wurde auch immer wieder politisch instrumentalisiert und die Symbole des Festes „entchristlicht“: So wurden im Ersten Weltkrieg auch schon mal kleine Kampfflieger und Bomben als Weihnachtsbaumschmuck verwendet.

Das Besondere an der Geburt Christi wird nicht zuletzt im Vergleich mit anderen „heiligen Kindern“ in den Weltreligionen – Krishna, Shiva oder Buddha – deutlich. Ganz am Schluss darf die Besucherin sich ihre eigenes christliches Weihnachten wieder zusammensetzen und einen Weihnachtsbaum schmücken: Mit Paradiesäpfeln, Schlangen, Engeln oder Sternen.  

„Krippenkind und Kaiserkult“: Zu sehen noch bis zum 13. Januar, Bibelhaus Erlebnis Museum, Metzlerstraße 19, dienstags bis samstags 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, sonntags 14 bis 18 Uhr.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 21. Oktober 2012 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".

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