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Aktuell

1. September 2009

Experte für Kirchenfinanzen

p(einleitung). Otto Triebel wurde für 50 Jahre Ehrenamt ausgezeichnet

Wer Otto Triebel besucht, findet sich an einem riesigen runden Tisch wieder, dem Lebensmittelpunkt der Familie. Hier gibt es viel Raum zum Reden und Zuhören und reichlich Platz, um all die Unterlagen auszubreiten, die fünfzig Jahre ehrenamtliches Engagement dokumentieren: Der promovierte Volkswirt engagiert sich als Experte für kirchliche Finanzen im Kirchenvorstand der St. Nicolai-Gemeinde im Ostend, im Dekanat, in der Landeskirche in Hessen und Nassau sowie in den Gremien des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt.

!(rechts)2009/09/seite02_oben.jpg(Otto Triebel beim Empfang zur Verleihung der Ehrennadel. | Foto: Rolf Oeser)!

Vor gut fünfzig Jahren zog Otto Triebel mit seiner Frau an den Röderbergweg, hoch über dem Ostpark. „Damals entstand gerade die wieder errichtete Neue St. Nicolai-Kirche“, erinnert er sich. „Ich war geprägt von den Erfahrungen als Gefangener im Nachkriegsdeutschland, wo christliches Handeln für mich lebensnotwendig war. Deshalb suchte ich im Ostend den Kontakt zur Kirchengemeinde.“ Dort wollte er sein Wissen und seine Fachkompetenz einbringen, getreu dem Bibelwort: „Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat.“

Wer Otto Triebel kennt, verbindet das sofort mit Präzision und Klarheit. Ruhig und strukturiert bringt er selbst schwierige finanzielle Zusammenhänge auf den Punkt. Als ehemaliger Direktor einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft weiß er, mit Sachzwängen umzugehen. „Notwendige Ein­sparungen und Veränderungen, die auch in der Kirche notwendig sind, ließen sich so umsetzen“, sagt der 82-Jährige. Und fügt schmunzelnd hinzu: „In kirchlichen Institutionen allerdings nur mit viel Geduld und sehr langem Atem.“ Häufig fehle zum schnellen Handeln in den meist ehrenamtlich besetzten Gremien das fachliche Hintergrundwissen.

Dennoch hat Otto Triebel die Lust zum Mitgestalten nie verloren und auch einiges bewegt. Er steht offen zu seiner Meinung, auch wenn es Unpopuläres zu sagen gibt. So habe er bereits ab 1982 darauf gedrängt, dass der Evangelische Regionalverband seine weitgehend unrentablen Freizeitheime verkauft, dass „Beton-Kirchtürme“ nicht mehr saniert und auch manche Kirchen aufgegeben werden. Grundlegende Sparmaßnahmen seien nötig, ist Triebel überzeugt, sie müssten jedoch stets begleitet sein von ehrlichen Analysen, die der Kirche bei der Selbstdefinition helfen.

Otto Triebel musste früh erwachsen werden. 1941, gerade einmal zwei Monate nach seiner Konfirmation in Wanne-Eickel, starb sein Vater. „Das traf schwer und prägte mich.“ Der Wahlfrankfurter sieht sich aber nicht als Kämpfernatur. „Kampf oder gar Intrige waren für mich nie notwendig, um Erfolg zu haben“, unterstreicht Triebel mit Nachdruck. Er habe Wissen und Erfahrung eingebracht und sei damit weitergekommen, auch im Berufsleben. „Ich habe Bekanntschaften gepflegt, aber Beruf und Ehrenamt vom Privatleben getrennt.“

Pröpstin Gabriele Scherle überreichte Otto Triebel jetzt für sein 50-jähriges ehrenamtliches Engagement die silberne Ehrennadel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, eine hohe Auszeichnung. „Eigentlich mag ich keine Auszeichnungen“, sagt der Geehrte. Er habe sich aber überzeugen lassen, dass die öffentliche Wirkung groß sei. „Vielleicht ist das ein Ansporn für andere, die eigenen Fähigkeiten auch ehrenamtlich einzubringen.“

Mit dem Ablauf der jetzigen Wahlperiode im Herbst wird Otto Triebel seine kirchlichen Ehrenämter aufgeben. Sein Fachwissen wolle er aber, wenn es gefragt ist, der Kirche auch weiterhin zur Verfügung stellen.

p(autor). Gisela Pagés

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. September 2009 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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