Singen sei ein „Heilungserreger und natürliches Antidepressivum“, verspricht das Veranstaltungsprogramm vom Haus der Stille, das im vergangenen Jahr aus dem Westerwald ins Frankfurter Nordend gezogen ist. Silke Kirch hat es ausprobiert.
Im ersten Halbjahr 2016 findet an jedem ersten Mittwoch im Monat unter der Leitung der Kirchenmusikerin Karen Schmitt das einstündige „Heilsame Singen“ statt. Gestern trafen etwa 25 Menschen, angemeldet oder spontan, zusammen. Ankommen im neuen Jahr am Dreikönigstag – vom Dunkel ins Licht, das war das Motiv der klingenden Zusammenkunft.
In großer Runde wurden dunkle, helle, lichte Töne gesucht und gefunden, weitergetragen und umspielt. Der Körper als Resonanzraum – ein besonderer Ort der Einkehr – wie der Kreis mit seiner tönenden Klangkuppel, der sich immer wieder auflöste und neu zusammenschloss. Niemand sollte denken, nicht singen zu können, und wer es dachte, war hier genau richtig. Gesungen wurde ohne Noten und Textblatt – durch Wiederholung und kurze Formen auch für Ungeübte gut machbar.
Im Gang durch den Kirchenraum entfaltet sich in Verbindung mit den anderen und doch für sich allein die Stimme, Schritt für Schritt, in meditativen, einfachen Melodien, kleinen Kanons. Lösen, um sich neu zu binden. Gemeinsamen schwingen, der eigenen Stimme nachsinnen, ausprobieren, lauschen, Töne aussenden und aufnehmen. Raum bilden für alles Neue und Alte, Vergangene und Kommende. Träumerische Wachheit für das Gegebene. Ein kleiner Trost- und Wärmeort am letzten Zipfel der Raunächte.
Zur Internetseite des Hauses der Stille.