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Aktuell

Von – 20. April 2012

Ethical Fashion: Einfach weniger Klamotten kaufen

Am Uni-Campus Westend läuft derzeit die „Ethical Fashion Week“. Sie macht darauf aufmerksam, dass es ökologisch und sozial unverantwortlich ist, wie derzeit Kleidung hergestellt und konsumiert wird. 

Als Kind habe sie noch erlebt, wie ihre Kleider am Saum rausgelassen und an Kusinen weitervererbt wurden, erzählte Christiane Schurra, Koordinatorin der „Kampagne für Saubere Kleidung“, bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der derzeitigen „Ethical Fashion-Week“ auf dem Uni-Campus Westend.

Würden Sie für eine Jeans 20 Euro mehr bezahlen? Die Mehrheit des Publikums bei der Ethical Fashion Week votierte mit "Ja". Foto: Stephanie von Selchow

Wenn ein T-Shirt heute beim Textil-Discounter nur noch 1,99 Euro koste, zeige das deutlich, wie sehr einzelne Kleidungsstück an Wert und Wertigkeit verloren habe, kritisierte Schurra. Die Mode-Kollektionen der Mode-Ketten wechselten monatlich, und die Lieferfristen betragen oft nur eine Woche. Um solche „mörderischen Lieferfristen“ einhalten zu können, müssten Näherinnen in Asien, Lateinamerika und neuerdings auch Rumänien oder Bulgarien an sieben Tagen in der Woche 13 bis 15 Stunden arbeiten, sagte Schnurra. Außerdem verdienten sie so wenig, dass sie oft nicht einmal genug zu essen hätten, und wenn sie versuchten, sich gewerkschaftlich zu organisieren, würden sie „bedroht, gedemütigt oder rausgemobbt“. Auch Kinderarbeit sei gang und gäbe.

Sechs Kilo Chemie für ein Kilo Baumwolltextil

Rund sechs Kilogramm Chemie würden verbraucht, um ein Kilogramm Bauwolltextilien herzustellen, berichtete Alexandra Perschau von der Initiative „Future for Cotton“. Baumwolle wird in 80 Ländern der Welt produziert, 250 Millionen Menschen arbeiten daran, sie anzubauen, zu ernten, zu spinnen, weben oder stricken, sie zu veredeln, also zu färben oder zu bedrucken, sie schließlich zu nähen und zu verpacken. 25 Millionen Tonnen werden im Jahr verbraucht.

Die globale Textilkette sei aber immer noch sehr undurchschaubar, sagte Perschau. Bekannt sei laut Weltgesundheitsorganisation, dass über 40 Prozent der Pestizide, also der giftigen Chemikalien, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, stark gesundheitsgefährdend seien und der Wasserverbrauch bei der Textilverarbeitung zu hoch. Aber auch andere Chemikalien, die zum Färben oder Bedrucken eingesetzt werden, verursachten Allergien oder seien krebserregend. Wie die neuen Nanomaterialien auf die Haut wirkten, sei noch gar nicht richtig erforscht.

Mehr Druck auf Bekleidungskonzerne 

Um Ressourcen zu schützen, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher einfach weniger und bewusster Kleidung kaufen, sagte Perschau. Außerdem müsse noch mehr Druck auf die Bekleidungskonzerne ausgeübt werden, soziale Standards zu etablieren, forderte Schurra. Ebenso auf die Bundesregierung, die sich deutlicher gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen aussprechen müsse.

Positiv sei, dass das Thema „sozial-ökologische Standards in der Textilkette“ in letzter Zeit mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Dennoch änderten sich die Dinge zu langsam. Langfristig helfe nur, Baumwolle biologisch anzubauen, also ganz auf Pestizide zu verzichten. Aber es müsse sich auch strukturell etwas ändern: Ein Wirtschaftssystem, dass weiterhin vor allem auf Profitmaximierung basiere, wolle im Prinzip keine Alternative. Bekleidungsunternehmen, die Kleider zu derart niedrigen Preisen verkauften, wüssten selbstverständlich, dass davon weder vernünftige Löhne gezahlt werden noch ökologische Standards eingehalten werden könnten.

Aktion auf der Zeil und Kleidertauschparty

Die „Ethical Fashion Week“ wurde von einer Projektgruppe „Global bewegt“ initiiert, zu der unter anderen auch Vertreterinnen und Vertreter des Evangelische Regionalverbandes Frankfurt und der Studierendengemeinde gehören.

Heute Mittag, Freitag, 20. April, um 16 Uhr ist eine Publikumsaktion auf der Zeil geplant, heute Abend um 20 Uhr gibt es eine „Kleidertauschparty“ in den Räumen der Evangelischen Studierendengemeinde, Susanna von Klettenberg-Haus, Siolistraße 7.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 20. April 2012 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".

Kommentare zu diesem Artikel

  • E.Kraenkel schrieb am 21. April 2012

    Tonnen von neuwertigen Kleidern werden ungetragen abgegeben. In die Produktion dieser Klamotten sind Energie, Rohstoffe und Arbeitskraft geflossen. Es ist respektvoll diese oft guten Kleider aufzutragen. In Secondhandshops kann man schicke und ausgefallenen Outfits finden. Mit ganz einfachen Änderungen können die Kleider passend genäht werden. Wer z.B. bei Oxfam Kleider aus zweiter Hand kauft, unterstützt mit seinem Einkauf Entwicklungsprojekte. Auf diese Weise kann man sich fantasievoll, preiswert und nachhaltig kleiden.