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Aktuell

1. Juni 2008

Mit Bach und Reger ging es los

p(einleitung). Seit 25 Jahren prägt Martin Lücker die Kirchenmusik in Frankfurt

Jedem Frankfurter Musikfreund sind wohl die „30 Minuten Orgelmusik“ in der Katharinenkirche an der Hauptwache bekannt: Eine Oase der Ruhe und der Klang-sinnlichkeit inmitten der pulsierenden City. Ins Leben gerufen hat sie der Organist Martin Lücker, gleichzeitig Kantor und viele Jahre lang Chorleiter der Kirchengemeinde, der diese kostenfreien Kurzkonzerte als „Geschenk der Gemeinde an die Bürger“ bezeichnet und dafür seit ihrer Gründung vor 25 Jahren bald 2400 mal jeweils montags und donnerstags um 16.30 Uhr auf der Orgelbank Platz genommen hat.

!(kasten)2008/06/seite10_mitte.jpg(Hat sein gesamtes breites Repertoire ständig abrufbar: Martin Lücker an seinem „Hausinstrument“, der Orgel der Katharinenkirche an der Hauptwache. Live zu hören ist er dort wieder am Montag, 28. Juli, um 20 Uhr – am Todestag von Johann Sebastian Bach steht dann dessen „Orgelbüchlein“ auf dem Programm. | Foto: Joachim Schreiner)!

Ohne lange nachzudenken, kann der 1953 in Preußisch-Oldendorf geborene Künstler das erste Programm erinnern, als ob es gestern gewesen wäre: „Bach und Reger habe ich gespielt.“ Legendär in Musikerkreisen ist die große Bandbreite von Orgelliteratur quer durch die Jahrhunderte, die Lücker auch bei seiner Tätigkeit als musikalischer Gestalter der Gottesdienste und den zahlreichen „großen“ Orgelkonzerten, die er in der Katharinenkirche bereits gegeben hat, zur Verfügung steht. Dabei kann Lücker, der als Professor auch an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst unterrichtet, sein gesamtes Repertoire ständig abrufen und Konzerte jeglicher künstlerischer Schwerpunkte zusammenstellen. Die Frage, ob ihm die Lehrtätigkeit oder das Spielen wichtiger sei, mag er nicht eindeutig beantworten: „Nicht abwägen zu müssen, ist die Qualität meines Lebenswerkes.“

Der auch rege am internationalen Konzertbetrieb teilnehmende und mit hochrangigen Orchestern zusammenarbeitende Musiker, der Orgel in Hannover und Wien, Cembalo in Boston und Dirigieren in Detmold studierte, muss sich auf seine Arbeit zum Teil akribisch vorbereiten. „Oft sehe ich nur Parkhaus und Hotel in der fremden Stadt“, erzählt Lücker und erklärt, dass es mitunter einen ganzen Tag lang dauere, bis er sich mit dem jeweiligen Instrument vertraut gemacht und die ideale Vorraussetzung für eine hervorragende Interpretation gefunden habe. Was die Interpretationskünste Lückers betrifft, so ist sich die internationale Kritik einig. Die renommierte kanadische „La Presse“ etwa attestierte dem Deutschen den „Atem eines großen Organisten“. Überschwängliches Lob auch von den Rezensenten der großen deutschen Tageszeitungen.

Regelmäßige CD-Veröffentlichungen auf angesehenen Klassiklabels runden die vielfältige Tätigkeit Lückers ab, der auch privat gerne Musik hört, freilich „ausschließlich klassische“. Angesprochen auf einen eventuellen Lieblingskomponisten schüttelt der Virtuose den Kopf: „Immer gerade der, den ich spiele“.

Mag bis hier der Eindruck entstehen, das Leben des Organisten sei rein akademisch orientiert, so täuscht das. Mit seinem fundierten Wissen moderiert Lücker auch die Reihe „Mein Lieblingsstück“ in der Alten Oper, wo er auch schon Prominente wie Alfred Biolek begrüßt hat. So ist es wenig verwunderlich, dass der Musiker im Laufe seines künstlerischen Lebens zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten hat. 1997 war er dann selbst Juror des Wettbewerbs in Brügge und 1998 des Johann Pachelbel-Wettbewerbs der Orgelwoche Nürnberg.

Das von Lücker herausgegebene „Frankfurter Orgelbuch“, das sieben zeitgenössische Orgelstücke, komponiert zur der 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt am Main, umfasst, wurde 1994 mit dem Musikeditionspreis des Deutschen Musikverleger-Verbandes geadelt.

p(autor). Joachim Schreiner

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Juni 2008 in der Rubrik Kultur, Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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