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Die „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens aus dem Jahr 1843 hat einen zeitlosen Kern: Der herzlose Geschäftemacher Ebenezer Scrooge erkennt am Heiligen Abend, geführt vom Geist der Weihnacht, dass ihm ein einsames Alter bevorsteht, wenn er so weiter macht: „Die Wege des Menschen bedeuten ein bestimmtes Ende voraus, wenn man auf ihnen beharrt. Aber wenn man von den Wegen abweicht, ändert sich auch das Ende.“ Dickens lässt den Geizkragen Scrooge sich läutern und in einen guten, die Not der Menschen lindernden alten Herren verwandeln.
Diese Geschichte führt mitten in die Weihnachtsbotschaft hinein. Wer glaubt, dass er nur für sich alleine leben kann und seine Geschäftsinteressen in den Mittelpunkt stellt, wird am Ende erbärmlich scheitern. Wer der Not seiner Mitmenschen gegenüber gleichgültig bleibt, darf sich auf Weihnachten nicht berufen.
Geiz und Gier sind auch die Stichworte, die uns am Ende dieses Jahres begleiten. Das Ende eines sich beschleunigenden Wettlaufes um die höchste Rendite und immer größeren Reichtum rund um die Welt endet nun im Katzenjammer. Doch wo ist der „Geist von Weihnachten“, der zum Umdenken aufrüttelt? Regierungen ringen um Maßnahmen, um ähnliche Desaster für die Zukunft zu verhindern, doch man darf skeptisch bleiben: Hat die Welt wirklich verstanden, dass es hier auch um die Änderung einer Haltung geht?
Eine wirtschaftliche Entwicklung, die sich nur noch dem Gewinn der Aktionäre, nicht aber dem Wohl derer verantwortlich fühlt, die auf Arbeit und Auskommen angewiesen sind, kann kein gutes Ende bedeuten. Der alte Geizkragen Scrooge hat dies noch rechtzeitig gelernt. Weihnachten im Jahr 2008 muss uns erkennen lassen, dass Geiz und Gier sich mit der frohen Botschaft nicht vertragen.
„Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen“, singt Maria in Erwartung der Geburt. Wer also meint, sich der wirklich aufrüttelnden Botschaft eines Neubeginns dieser Welt und einer Umkehr ihrer Werte entziehen zu können, der wird den Geist von Weihnachten verfehlen. Auch wir haben die Möglichkeit, vorauszuschauen, wohin sich eine Gesellschaft, die den Gewinn über alles setzt, entwickeln kann. Werden wir die Chance zum Umdenken nutzen? Denn das ist ja die gute Botschaft von Weihnachten: Nichts muss so bleiben, wie es ist, und eine Chance zur Selbst besinnung und Wandlung besteht immer. Also nutzen wir sie!
p(autor). Pfarrerin Esther Gebhardt, Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt