Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

1. Februar 2009

Attraktives Fastfood

p(einleitung). Esoterik spricht vor allem Frauen an

„Du musst vertrauen. Du bist ein wunderbares Kind Gottes.“ Es sind Sätze wie diese, die nach Meinung der evangelischen Weltanschauungsbeauftragten Annette Kick vor allem Frauen ansprechen. „Sie haben das Bedürfnis nach Anerkennung, danach, gesehen zu werden als einzigartige Person, die interessant, wertvoll, wichtig ist, ohne dass sie für jemanden Funktionen erfüllt.“

Gerade Frauen im Alter von 40 bis 50 Jahren hätten häufig Sehnsucht nach Anerkennung und einem erfüllten Leben, stellte die württembergische Pfarrerin bei einer Veranstaltung im Haus am Dom heraus. „Familienfrauen erleben sich macht- und einflusslos. Sie haben zu reagieren auf Anforderungen anderer und sehen wenig eigene Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten.“

!(kasten)2009/02/seite10_oben.jpg(Esoterische Religiosität und neue spirituelle Wege finden vor allem Frauen inte­ressant. Das liegt auch daran, dass die traditionellen Kirchen ihnen oft kein überzeugendes Angebot machen. | Foto: AK-Photo Hannover / fotolia.com)!

Nach der Abnabelung der Kinder stoßen dann esoterische Angebote in das Vakuum und versprechen, dass man mit dem richtigen Bewusstsein alles erreichen könne, so Kick. Selbst der Weltfriede sei durch das Meditieren derer, die ihr Bewusstsein weiterentwickelten, erreichbar. Frauen stoßen sich häufiger als Männer an der „Entzauberung der Welt“ durch Wissenschaft und Technik. Viele suchen nach einem Zugang, der ihre eigenen Intuitionen ernst nehme.

Die Esoterik mache ihnen vor allem im Bereich der Medizin und der Spiritualität Angebote. So erlebten viele Frauen die Schulmedizin als ignorant. Ihr Gefühl und ihr Wissen von ihrem Körper werde nicht ernst genommen. Demgegenüber gingen esoterische Heilerinnen und Heiler auf die Lebenssituation von Frauen ein. Dass dabei oft völlig unrealistische Heilsversprechen gemacht würden und die Ursachen für einen möglichen Misserfolg im mangelnden Bewusstsein der Frau selbst gesucht würden, was wiederum weitere Schulungsprogramme erfordere, sei den Patientinnen zunächst nicht deutlich.

Auch die Kirche mache diesen Frauen kein überzeugendes Angebot. „Mit Recht klagen spirituell hungrige Frauen über die Verkopftheit der Gottesdienste, über Dogmen und Rituale, die mit ihrem Leben nichts zu tun haben“, urteilte Kick. In Kirchengemeinden würden diesen Frauen statt spiritueller Nahrung oft nur helfende Dienste, etwa beim Gemeindefest oder Basar, angeboten. Da komme das „esoterische Fastfood“ anders daher. Kick über einen solchen Erfahrungsweg: „Die spirituelle Meisterin hat der Frau von den Engeln ausgerichtet, welch besondere Seele in ihr wohne, und dass es höchste Zeit sei, diese verkümmerte Seele zu retten, zu nähren, zu entwickeln. Und nach kurzer Zeit konnte auch sie schon kosmische Energien bewegen.“

p(autor). Kurt-Helmuth Eimuth

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Februar 2009 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Kommentare zu diesem Artikel

  • Peter Niebling schrieb am 28. Januar 2009

    Ich glaube, dass die geschilderten Bedürfnisse ebenso die der Männer sind. Auch sind die Einfluss und Gestaltungsmöglichkeiten bei Männern im Allgemeinen und zunehmend nicht viel besser. Das Frauen empfänglicher für esoterische Angebote sind, liegt meines Erachtens eher daran, dass Ihr Schmerzkörper wegen der nun schon tausende von Jahren anhaltende Unterdrückung durch patriarchalische Ansinnen, in ihnen verstärkt den Wunsch nach Licht weckt. Und wie bei allen esoterischen Angebote, einschließlich das der Kirchen, gibt es Missverständnisse und Missbrauch. Jede Vollkornesoterik wird leicht zum Fastfood, was daran zu erkennen ist, wie weit doch viele Christen, mich eingeschlossen, von Christus weg sind; und wie wenig Licht durch die dicken Kirchenmauern dringt. Das ist kein Vorwurf! Meditation kann da hilfreich sein. Meditation heißt nämlich hinhören, sich gewahr werden, so, wie es Jesus von Nazaret getan hat. Der war nämlich esoterisch –nach innen ausgerichtet- und deswegen konnte er sagen: Ich und der Vater sind eins. Warum ist es so schwer ihn als Christus in uns Lebendig werden zu lassen? So lebendig, dass wir das Elend dieser Welt nicht weiter zum immer schwerer werdenden Kreuzgang machen müssen? Weil da die Angst vor dem Schmerz liegt? Weil wir Angst haben unsere Identität zu verlieren, einschließlich ihrer neurotischen Muster ? Weil wir nicht wissen wie das geht? Was hindert uns denn daran, die Kirchenräume voll auszunutzen und mehr Zeit miteinander zu verbringen? Eine Zeit in der wir uns anders erfahren und erkennen können. Ist das zu esoterisch?