Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

1. Februar 2009

Erinnerung an „Ghettohaus“ im Nordend

Über ein „Ghettohaus“ in der Gaußstraße 14 im Nordend und die Geschichte der Menschen, die dort lebten, berichtete die Frankfurter Journalistin Renate Hebauf bei einem Vortrag in der Lutherkirche. Als „Ghettohäuser“ dienten im Nationalsozialismus Häuser jüdischer Eigentümer, in denen die Mehrzahl der Bewohnerinnen und Bewohner nach den NS-Rassegesetzen als jüdisch galten. Die Gestapo wies Frauen, Männer und Kinder zwangsweise in solche Häusern ein, um sie von der nicht-jüdischen Bevölkerung zu trennen. In der Innenstadt gab es etwa 300 Häuser dieser Art, bevor die Jüdinnen und Juden dann in Konzentrationslager deportiert wurden.

In dem Haus in der Gaußstraße wohnte seit 1913 die Familie Neuhaus. Die Brüder Siegbert und Justin Neuhaus eröffneten 1927 ein Lederwarengeschäft auf der Zeil, doch nachdem die Nazis im April 1933 zum Boykott gegen jüdische Geschäfte aufgerufen hatten, gingen ihre Einnahmen erheblich zurück. 1936 gaben sie die elterliche Wohnung im Nordend auf. Anschließend wohnte hier eine Familie aus Schlüchtern. Renate Hebauf berichtet, dass in den 1930er-Jahren jüdische Menschen aus ländlichen Gegenden oft in die Stadt flüchteten, denn auf dem Land sei die Verfolgung noch wesentlich schlimmer gewesen.

Die Brüder Neuhaus flohen nach Amsterdam, wurden aber aufgespürt und in Konzentrationslager deportiert. Justin Neuhaus und seine Frau Helene starben in Sobibor, Siegbert Neuhaus wurde 1945 zusammen mit Frau und Sohn aus dem KZ Bergen-Belsen befreit.

p(autor). Antje Kroll

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Februar 2009 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+