„Wir sind eine Gemeinde, in der gerne gefeiert wird“, sagt Monika Kittler, Gemeindepädagogin im Gallusviertel, mit einem Lachen. In diesem Jahr hat die Gemeinde mit ihren über 3000 Mitgliedern auch gleich mehrere Anlässe dazu: Im Januar fusionierten die beiden Gallusgemeinden zur „Gemeinde Frieden und Versöhnung“. Im Sommer wird in einer Festwoche das 100-jährige Bestehen der älteren Friedensgemeinde gefeiert. Daneben gibt es noch die Gemeindefeste, am 1. Mai das Frühlingsfest und am 11. November den Martinsmarkt.
!(rechts)2009/02/seite08_unten.jpg(Der Playback-Chor der Gemeinde sorgte, unterstützt von optischen Lichteffekten, beim Fusionsgottesdienst der Gemeinde „Frieden und Versöhnung“ für gute Stimmung. | Foto: Rolf Oeser)!
Pfarrer Nulf Schade-James ist gelassen, das Programm der Festwoche ist bereits auf lila T-Shirts gedruckt: „1909/2009 – Hundert Jahre evangelische Gemeinde im Gallus – Auf dem Weg mit Frieden und Versöhnung“. Was dieses Programm für die Gemeinde und den Stadtteil konkret bedeutet, zeigt sich besonders in der Kinder- und Jugendarbeit, die schon lange ein Schwerpunkt in beiden Gemeinden war. An vier Vormittagen in der Woche kommen 26 Kinder im Alter bis drei Jahre mit ihren Müttern oder Vätern und Monika Kittler im Kinderkeller zusammen. Die Gemeindepädagogin deckt den Tisch für das gemeinsame Frühstück. Ihr ist wichtig, dass die, die kommen, erleben, sie sind eingeladen. Es ist eine bunte Gruppe aus vielen Nationen. Hier treffen kurdische auf türkische Familien und armenische auf russische, aber auch viele deutsche kommen. „Hier findet Völkerverständigung statt. So leistet die Gemeinde einen wichtigen Beitrag für den sozialen Frieden im Stadtteil“, ist Kittler überzeugt.
Vier von fünf Kindern, die den Mini-Club besucht haben, trifft die Pädagogin später im Kindergarten wieder. Religionspädagogische Arbeit mit den Erzieherinnen und Gottesdienste mit den Kindern, die für alle Vorschulkinder verbindlich dazugehören, werden von ihr gestaltet. In dieser Arbeit soll deutlich werden, warum sich Christinnen und Christen auf die Seiten derer stellen, die sonst durch die Maschen fallen. Ergänzt wird das Angebot durch Spiel- und Bastelgruppen sowie eine Teeniegruppe.
Pfarrer Schade-James konzentriert sich auf die Konfirmanden- und Jugendarbeit. Mit großer Begeisterung erzählt er von den jährlichen Treffen aller Konfirmandinnen und Konfirmanden, den Jugendtreffs, den Freizeiten und dem Playbackchor, der regelmäßig Gottesdienste mitgestaltet. Ohne die Ehrenamtlichen ist all das nicht möglich, auch die Arbeit mit Frauen und älteren Gemeindegliedern.
„Sprich mit den über Siebzigjährigen und den unter Sechsjährigen“, ist eine der Maximen des Pfarrers. So gewinnen Frieden und Versöhnung in einer Gemeinde Profil, in der die Hälfte der Wohnbevölkerung ausländischer Herkunft ist, wo es vier Moscheen gibt und seit vielen Jahren ökumenische Zusammenarbeit zwischen evangelischer und katholischer Kirche gelebt wird.
Seit einem halben Jahr ist Pfarrerin Ingeborg Verwiebe mit halber Stelle in der Gemeinde. Sie musste in dieser kurzen Zeit bereits schwierige Entscheidungen des Kirchenvorstands mittragen wie etwa die Abgabe der Versöhnungskirche. Sie soll, so die Hoffnung der Gemeinde, vielleicht eine „Trauerkirche“ werden mit Angeboten für Hinterbliebene – im Gallusviertel gibt es nämlich keinen Friedhof.
p(autor). Gunda Höppner