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Aktuell

29. November 2009

Erst Christbaum, dann Party

p(einleitung). Eigentlich gehen Jugendliche ganz traditionell an Weihnachten heran. Sie mögen Kekse, Weihnachtslieder, Geschenke und viele sogar den Gottesdienstbesuch am – Hauptsache später ist noch Party.

!(rechts)2009/12/seite07_rechts.jpg(Pfarrer Eberhard Klein ist seit Oktober Geschäftsführer der Jugendkulturkirche Sankt Peter in Frankfurt. Zuvor war er Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gewesen. | Foto: Rolf Oeser)!

„Mit Weihnachten verbinde ich den Geruch von Zimt“ (Judit). „Ich freue mich auf Weihnachten, weil die Stimmung total gemütlich ist“ (Alex). „Schöne Weihnachten bedeutet, dass viele Menschen da sind, die man liebt“ (Miriam).

Nicht nur solche Originaltöne junger Menschen, sondern auch repräsentative Studien zeigen, dass es ganz traditionelle Dinge sind, die Jugendliche in Weihnachtsstimmung versetzen: der Duft von Keksen, weihnachtlich geschmückte Einkaufszentren, Adventsmärkte. Ohne Christbaum, gutes Essen und Weihnachtslieder ist das Fest auch heute für Jugendliche undenkbar. Für ein Drittel aller Jugendlichen ist es sogar eine Option, am Heiligen Abend einen Gottesdienst zu besuchen – das entspricht ziemlich genau dem Anteil bei den Erwachsenen.

Und Jugendliche sind an Weihnachten am liebsten in der Familie oder mit den erwachsenen Menschen zusammen, mit denen sie leben. Deshalb haben kirchliche Veranstaltungen, die sich ausschließlich an Jugendliche richten, an Weihnachten kaum Chance auf ein großes Publikum: Entweder gehen sie mit Eltern und Geschwistern in die Kirche oder gar nicht.

Was sich aber seit vielen Jahren kaum geändert hat, das ist ihre Partylaune im Anschluss daran. War früher der ganze Heilige Abend für die Feier im Kreis von Eltern, Geschwistern und anderen Familienmitgliedern reserviert, so wollen heute immer mehr Jugendliche im Anschluss an das Familienfest noch mit Freunden und Freundinnen ausgehen. Schließlich kann man am nächsten Tag ausschlafen. Clubs und Kneipen, die spezielle „Christmas-Nights“ anbieten, sind voll an diesem Abend.

!(kasten)2009/12/seite07_unten.jpg(Jede von ihnen ist ein „religiöser Sonderfall“ – und mit traditionellen kirchlichen Angeboten nur schwer zu erreichen: Jugendliche beim Reformationstag in der Jugendkulturkirche Sankt Peter. | Foto: Rolf Oeser)!

Da kann es durchaus auch zu Streit in den Familien kommen. Mein Rat für Eltern ist, dass sie das offen zum Thema machen. Auf jeden Fall sollte es nicht dazu kommen, dass Jugendliche im Streit am Ende doch gehen. Besser ist, man begleitet sie zum Beispiel mit dem Angebot, sie zu einer bestimmten Uhrzeit wieder abzuholen. Wenn Eltern enttäuscht darüber sind, dass nicht wenigstens an diesem Tag mal der ganze Abend gemeinsam begangen wird, können sie das ruhig deutlich machen. Aber sie können gleichzeitig signalisieren, dass sie es akzeptieren, wenn Jugendliche ihren eigenen Weg gehen.

Ansonsten gilt: Dass traditionelles kirchliches Leben für viele Jugendliche keine Bedeutung mehr hat und sie darauf mit Unverständnis und Langeweile reagieren, ist eine Tatsache – und das ja nicht nur in Bezug auf Weihnachten. Übrigens gilt das auch für die Mehrheit der kirchlich engagierten Jugendlichen. Was Jugendliche an religiösen Erfahrungen suchen, das suchen sie nicht in der Kirche. Ihr Wertesystem entwickelt sich zunehmend unabhängig von Religion und Glauben.

Gleichzeitig zeigen aktuelle Untersuchungen und Erfahrungen, dass die Religiosität junger Menschen spürbar vorhanden ist. Allerdings ist sie eben sehr individuell ausgeprägt: Jede einzelne und jeder einzelne von ihnen ist ein „religiöser Sonderfall“. Jugendliche suchen einen eigenen Stil in der Auseinandersetzung mit herkömmlichen Formen. Sie wünschen sich spirituelle Erlebnisse, die ihre Alltagserfahrungen deuten, und sie wollen Begegnungen mit au­thentischen Menschen, die im Dialog mit ihnen den eigenen Glauben leben. Sie suchen Räume für ihre eigenen Themen und Fragen, zum Feiern und zum Träumen von einem guten und gelingenden Leben.

Sankt Peter, die Frankfurter Jugendkulturkirche, wird dieses Jahr wieder am Heiligen Abend ein Angebot machen, bei dem die biblische Weihnachtsbotschaft Alltagserfahrungen junger Menschen berührt. Beginn ist um 21.30 Uhr, das genaue Programm findet sich rechtzeitig vorher unter „www.sanktpeter.com“:http://www.sanktpeter.com im Internet. Vielleicht kann sich auf diesem Weg eine neue Weihnachts-Jugendkultur bilden.

p(autor). Eberhard Klein

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 29. November 2009 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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