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Aktuell

29. November 2009

Schenken: Jede Religion hat ihren Anlass

p(einleitung). Vielleicht ist es das Leuchten in den Augen des Gegenübers oder die Vorfreude auf die Freude des Beschenkten. Gleich in welcher Kultur: Das Ritual des Schenkens findet sich überall. Aber auch die Kehrseite lauert in allen Kulturen: Die Freude am Schenken kann zum Zwang, zumindest zur unangenehmen Verpflichtung werden.

Das Schenken und das Beschenktwerden gehört selbstverständlich zu Weihnachten dazu: Die Weisen aus dem Morgenland brachten dem Kind in der Krippe wertvolle Gaben mit. Allerdings: Gerade in der an sich beschaulichen Adventszeit beginnt damit der Weihnachtsstress, weil alle Lieben bedacht werden sollen.

Aber nicht nur im Christentum, auch in anderen Religionen wird gerne und viel geschenkt. Sogar in der atheistischen DDR haben die Geschenke einfach zum Weihnachtsfest dazu gehört. Zwar war der Weihnachtsbaum dort offiziell mit „Jahresendflügelfiguren“ und nicht mit Engeln geschmückt. Aber Päckchen lagen doch unterm Baum.

!(rechts)2009/12/seite03_oben.jpg(Geschenke machen Freude. In allen Religionen und Weltanschauungen gibt es Rituale des Schenkens und Beschenktwerdens. | Foto: Maria Brzostowska / Fotolia.com)!

Eines der bekanntesten islamischen Feste, bei denen es Geschenke gibt, ist das Zuckerfest, das Fest des Fastenbrechens am Ende des Fastenmonats Ramadan. Nach dem Moscheebesuch werden Freunde und Bekannte besucht, und es werden Geschenke ausgetauscht. Vor allem die Kinder werden mit Spielzeug beschenkt. Auch wird gemäß den Gesetzen des Islams an Bedürftige gedacht.

Das jüdische Lichterfest Chanukka, das in der Regel in die Monate November oder Dezember fällt, ist nicht nur zeitlich in der Nähe von Weihnachten. Es erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus. Zur Feier sollten Lichter angezündet werden. Doch der Krug Öl reichte nur für einen Tag. Durch ein Wunder brannten die Lichter jedoch acht Tage. Zum Fest wird jeden Tag eine Kerze auf dem achtarmigen Chanukkaleuchter angezündet, bis am letzten Tag alle acht Kerzen brennen. Auch Geschenke gehören zu Chanukka, traditionell handelt es sich dabei um Geldgeschenke.

Bekannt, da zur jüdisch-christlichen Tradition gehörend, ist auch das Pessach oder Passah-Fest. Es erinnert an den Auszug der Hebräer aus Ägypten. Pessach wird am ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn gefeiert, also im März oder April. Das Fest dauert sieben Tage, außerhalb Israels wird es acht Tage lang gefeiert. Das Fest beginnt mit dem Sederabend, dem Vorabend zu Pessach. Dieser Abend wird im Kreis der Familie oder der Gemeinde gefeiert. Er ist rituell klar gegliedert. Die Speisen, wie ungesäuerte Brote, Matzen genannt, erinnern symbolisch an den Aufbruch.

Im Rahmen des Sederabends wird ein Stück Matze versteckt, das gesucht werden muss. Wird es nicht gefunden, muss das Familienoberhaupt den Kindern ein Geschenk machen. Inzwischen hat es sich in vielen Familien eingebürgert, dass die Kinder selbst das Brot suchen und bei Erfolg ein Geschenk erhalten.

Wenn Menschentrauben vor dem buddhistischen Tempel in der Hanauer Landstraße stehen, dann ist Losar. Der Ursprung des buddhistischen Neujahrsfestes Losar geht auf die Zeit vor der Ausbreitung des Buddhismus zurück. Zu dieser Zeit wurde ein Winterfest gefeiert, bei dem regionale Gottheiten verehrt wurden. Das Losar-Fest konnte diese Tradition aufgreifen und im Sinne der eigenen Religion entwickeln. Es ist der bedeutendste Feiertag in Tibet und natürlich auch für alle im Exil lebenden Tibeterinnen und Tibeter. Der Termin des Losar-Festes richtet sich nach dem Mondkalender und fällt immer auf den ersten Tag des ersten Monats des buddhistischen Kalenders, zwischen Ende Januar und Anfang März.

!(kasten)2009/12/seite03_unten.jpg(Auch in diesem Jahr gibt es in Praunheim einen „lebendigen Adventskalender“: Jeden Nachmittag um 17 Uhr öffnet sich eine Tür zu einem Privathaus, und es gibt Musik, Geschichten, Plätzchen und mehr. Eingeladen sind Schulkinder. Mehr Infos und Anmeldung unter Telefon 069?765620. | Foto: Rolf Oeser)!

Losar wird drei Tage lang gefeiert. Der erste Tag steht im Zeichen der Familie. Mit ihr wird gefeiert, und es werden Geschenke ausgetauscht. Nach alter Tradition bitten die Kinder um den Segen des Vaters und reichen ihm dazu eine Schale mit Buttertee. Rituelle Neujahrsgebete und eine Rauchopferzeremonie gehören zum spirituellen Kern des Festes. Der zweite Tag der Neujahrsfeierlichkeiten steht ganz im Zeichen der religiösen Tradition. Tempel und Klöster werden besucht. In den Klöstern führen die Mönche traditionelle Tänze auf, die vom Sieg des Bud­dhismus über die zuvor verbreiteten Naturreligionen erzählen. Am dritten Tag besuchen sich die Familien. Natürlich hat man sich gründlich vorbereitet. Zahlreiche Gerichte wurden gekocht, neue Kleider gekauft, Schulden bezahlt und idealtypischer Weise Streitigkeiten beigelegt. Selbst das Haus sollte neu gestrichen sein.

Diwali oder auch Dipavali ist das so genannte Lichterfest im Hinduismus, das über mehrere Tage hinweg gefeiert wird. Der Termin von Diwali richtet sich nach dem Mondkalender, er liegt Ende Oktober oder Anfang November. Es handelt sich um eines der ältesten Feste des Hinduismus und war ursprünglich ein Erntefest. Heute wird an Diwali der Sieg des Guten über das Böse sowie des Wissens über die Unwissenheit gefeiert. Auch zu diesem Fest gehören Lichter und große Geschenke. Diwali wird fünf Tage lang gefeiert, die Festlichkeiten werden je nach regionalem Brauchtum gestaltet. Zum gemeinsamen Ritual gehört das frühmorgendliche Baden. Es ist auch üblich, zu diesem Anlass neue Kleider zu tragen und Familienangehörige, Freunde und Nachbarinnen zu besuchen und sich gegenseitig zu beschenken. Wurden früher nur Süßigkeiten und getrocknete Früchte verschenkt, sind es inzwischen größere Geschenke wie Elektrogeräte und natürlich Spielzeug.

Schenken und Beschenktwerden gehören also in allen Religionen selbstverständlich dazu. Nur die Anlässe sind unterschiedlich.

p(autor). Kurt-Helmuth Eimuth

h3. Geschenke selber basteln

Kaufen ist gut – aber selber Basteln ist oft schöner. Kinder zwischen 8 und 12 Jahren sind zum basteln kleiner Geschenke eingeladen am Mittwoch, 2. Dezember, von 16.30 bis 18 Uhr in der Martinusgemeinde in Schwanheim, Martinskirchstraße 53 (Anmeldung unter Telefon 069?36602490), Kinder ab 6 Jahren am Samstag, 5. Dezember, von 10.30 bis 13 Uhr in der Erlöserkirche in Oberrad, Wiener Straße 23 (Telefon 069?652311).

Kinder und Erwachsene können in der Gemeinde Bockenheim, am Kirchplatz, basteln, und zwar jeweils mittwochs am 2. und 9. Dezember von 16 bis 18 Uhr (Telefon 069?7077741).

p(autor). Antje Schrupp

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 29. November 2009 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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