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Aktuell

1. Februar 2010

Party machen für einen guten Zweck

Erst das Anstellen, dann das Vergnügen. An Türstehern und Taschenkontrollen kommt inzwischen kein Partygast mehr vorbei. Da mögen die Mädels in ihren dünnen Kleidchen noch so zittern und Schneeregen das Make-up ruinieren. Da hilft es auch nicht, dass man sich für einen guten Zweck amüsiert.

!(rechts)2010/02/seite06_unten.jpg(Foto: Olaf Adickes)!

Den Gästen der Benefizparty zugunsten der Straßensozialarbeit des Diakoniezentrums Weser5 war das Ritual vertraut. Ohne Murren reihten sie sich in die Schlange vor dem English Theatre ein und trippelten mit den Füßen gegen die Kälte an. Frohnaturen verbuchten es einfach als Aufwärmtraining fürs Tanzparkett. Das war an diesem Abend schließlich Ort der Begierde, hatte der Verein „Aktiv7“ doch für „Musik auf höchstem Niveau“ gesorgt. Eine Live-Band und zwei stadtbekannte DJ’s lockten rund 500 Gäste in die Silvers Lounge. Zur Freude von „Aktiv7“-Mitbegründer und Vorstand Nico Häger erzielte die Party – es war die siebte – mit 5570 Euro den bisherigen Spendenrekord.

Wie kommen junge Leute Mitte Zwanzig, die Betriebswirtschaft, Architektur oder Design studieren, auf die Idee, mit Szenepartys soziale Projekte zu unterstützen? Ganz genau kann es Nico Häger nicht mehr sagen. Da sei eben „eins zum anderen gekommen“: die Lektüre von Erich Fromms gesellschaftskritischem Klassiker „Haben oder Sein“, die Kampagne „Deine Stimme gegen Armut“, der Wunsch, sich für eine humanere Welt zu engagieren – und eben eine Schwäche für Partys.

Fast fünf Jahre ist es nun her, dass im Bockenheimer Studierendenhaus „Abfeiern“ und Wohltätigkeit erstmals verquickt wurden. Dass man dem Kinderhilfswerk danach 1400 Euro aus Eintrittsgeldern überreichen konnte, spornte an. Die sieben­köpfige Gruppe gründete den gemeinnützigen Verein und gewann seither an Professionalität. Mittlerweile sind in Frankfurt die Aktiv7-Partys ein Begriff. Insgesamt haben die Studentinnen und Studenten inzwischen mehr als 23?000 Euro für soziale Projekte gesammelt.

Das Diakoniezentrum Weser5 wurde nun schon zum zweiten Mal bedacht – über die begünstigte Einrichtung stimmen die Vereinsmitglieder von Aktiv7 vor der Party ab. Dem Tagestreff für Obdachlose hat die Tanzlust junger Leute bereits eine neue Waschmaschine und einen neuen Trockner beschert, von der jüngsten Party profitierte nun die ausschließlich aus Spendenmitteln finanzierte Straßensozialarbeit. Aktiv7-Mitglied Rebecca Kämpfe inspizierte diesen Bereich zuvor persönlich. Drei Stunden lang war die 26-Jährige mit Sozialarbeiterin Bettina Bonnet unterwegs und beeindruckt, „wie respektvoll hier mit Wohnsitzlosen umgegangen“ wird: „Frau Bonnet denkt mit, drängt nichts auf und hat immer ein offenes Ohr.“ Auf dem Rundgang ist der angehenden Betriebswirtin „richtig klar geworden, wie gut es uns geht“. Leider würden die Erlöse aus den Partys „nur minimal dazu beitragen, die Not zu lindern“.

Aus diesem Grund begnügt sich „Aktiv7“ nicht allein mit der Organisation toller Events. Der inzwischen auf dreizehn Mitglieder angewachsene Verein will auch informieren und soziale Probleme ins Bewusstsein rücken. Infos unter „www.aktiv7.de“:http://www.aktiv7.de.

p(autor). Doris Stickler

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Februar 2010 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

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