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Von – 1. April 2010

In Rödelheim kennt jedes Kind Cyriakus

„Hier in Rödelheim kommt das Wort Cyriakus jedem Kind ganz geläufig über die Lippen“, sagt Ludwig Schneider. Auch wenn wahrscheinlich die wenigsten wissen, was es mit diesem „Cyriakus“ auf sich hat – man weiß, dass die evangelische Gemeinde so heißt, und die ist im Stadtteil sehr präsent. Im Gemeindesaal in der Alexanderstraße gibt es Veranstaltungen aller Art, nicht nur kirchliche im engeren Sinn. „Kürzlich hatten wir Michael Quast mit seinem Programm hier“, erzählt Schneider, der seit gut sechs Jahren in Rödelheim Pfarrer ist. Vorträge und Diskussionen greifen Themen auf, die den Stadtteil bewegen.

Derzeit sind das vor allem die Perspektiven für den Einzelhandel. „Viele Menschen machen sich Sorgen, weil immer mehr Geschäfte durch Spielhallen und ähnliches ersetzt werden“, sagt Schneider und zeigt aus dem Fenster der Gemeindebibliothek, denn gleich auf der gegenüber liegenden Straßenseite ist auch eine. Zusammen mit der Evangelischen Suchtkrankenberatung habe man das Thema diskutiert.

Kennen sich aus mit den Themen, die die Menschen in Rödelheim bewegen: Pfarrer Ludwig Schneider und Pfarrerin Silke Schrom von der Cyriakusgemeinde. Dem Gemeindehaus direkt gegenüber liegt ist vor eine der vielen neuen Spielhallen, die den traditionellen Einzelhandel verdrängen. Foto: Rolf Oeser

Die Cyriakusgemeinde hat sich noch nie allein auf geistlich-spirituelle Themen beschränkt. Anders als in vielen anderen Gemeinden gibt es hier bis heute eine Friedensinitiative, die sich wöchentlich trifft und – durchaus auch mal gemütlich bei einem Glas Wein – aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme diskutiert. Jedes Jahr veranstaltet sie Andachten zum Jahrestag der Reichspogromnacht oder zur Befreiung von Auschwitz, engagiert sich für Bosnien oder die indigene Bevölkerung in Chile.

Ein Thema, das die Gemeinde wie den Stadtteil zurzeit besonders beschäftigt, sind die bevorstehenden Feierlichkeiten zur Eingemeindung Rödelheims nach Frankfurt vor hundert Jahren. Am 30. Mai wird es dazu einen Fest­gottesdienst in der Cyriakuskirche auf der Insel geben. „Auch wenn ich nicht weiß, wie viel es da wirklich zu feiern gibt“, sagt Schneider. Der Stadtteil habe durch die Eingemeindung nicht nur Vorteile gehabt. Dass der Gemeindesaal so frequentiert ist, hänge auch damit zusammen, dass Rödelheim kein Bürgerhaus hat. Die Trauerhalle auf dem Friedhof wiederum sei eigentlich „nur ein besserer Unterstand“, weshalb die Gemeinde zuweilen die Kirche für Trauerfeiern zur Verfügung stellt. So wie kürzlich, als der Unfalltod eines 14-Jährigen den Stadtteil bewegte.

Neben vielen Traditionen gibt es aber auch Neuerungen. Silke Schrom, die vor zwei Jahren als Pfarrerin nach Rödelheim kam, hat den Kindergottesdienst neu konzipiert. Er findet nun immer am letzten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr statt. „Bei den ersten Malen waren 30 bis 40 Kinder da“, freut sich die Pfarrerin. Neue Ideen bringt die Gemeindepädagogin Magdalene Lucas ein, die seit kurzem auch für Rödelheim zuständig ist und andere Formen der Spiritualität ausprobiert, zum Beispiel Meditationen oder Labyrinthgänge.

Und wer war nun eigentlich dieser Cyriakus, der Namenspatron der Gemeinde? So hieß ein Diakon und Altenpfleger, der um das Jahr 300 in Rom den verfolgten Christinnen und Christen beistand und dafür den Märtyrertod starb. Aber so im Detail muss man das gar nicht unbedingt wissen. In Rödelheim steht „Cyriakus“ für eine Gemeinde, die die Belange des Stadtteils zu ihrem eigenen Anliegen macht.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. April 2010 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.