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Von – 1. Oktober 2010

Das Netzwerk Familie stützen – sonst reißt es

Familie haben alle – auch wer selbst keine Kinder hat, ist doch zumindest selber als Kind auf die Welt gekommen. Diese scheinbar lapidare Feststellung des ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat Folgen. Familienpolitik ist kein „Gedöns“, wie Alt-Kanzler Gerhard Schröder einst meinte, sondern betrifft alle. Ob es um die Versorgung der betagten Eltern geht oder um die Kinderbetreuung: Trotz Altenheim und Kindergarten ist es die Familie, die zusammenhält und die die besonderen Belastungen stemmt.

Die Familie gibt den allermeisten Menschen Sicherheit und Geborgenheit. Gerade hat es eine neue Shell-Jugendstudie bestätigt: Die Bedeutung der Familie für Jugendliche ist ein weiteres Mal angestiegen. Mehr als drei Viertel der Jugendlichen (76 Prozent) stellen für sich fest, dass man eine Familie braucht, um wirklich glücklich leben zu können. Das bezieht sich nicht nur auf die Gründung einer eigenen Familie, sondern auch auf die Herkunftsfamilie.

Die Familie leistet unglaublich viel. Sie ist die erste Bildungsinstitution, sie unterstützt in Not geratene Mitglieder, nicht nur materiell. Es ist das „Netzwerk Familie“, das seinen Mitgliedern Halt gibt. Die Gesellschaft ist gefordert, dieses Netzwerk nicht zu stark zu belasten. Sonst reißt es.

Deshalb ist der Ausbau der Kinderbetreuung richtig und zentral. Darüber hinaus müssen die zwanzig Prozent Kinder gefördert werden, die in bildungsfernen Milieus aufwachsen. Eine Wissensgesellschaft kann es sich nicht leisten, jedes fünfte Kind auszugrenzen. Und eine solidarische Gesellschaft sollte alles tun, um der sich abzeichnenden Klassengesellschaft entgegenzuwirken.

Der von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen vorgeschlagene Weg, Kindern eher Sachleistungen statt Bares zukommen zu lassen, geht in die richtige Richtung. Doch mit kleinlichen Förderschecks wird man nicht weiterkommen. Derzeit stimmen die einfachsten Rahmenbedingungen nicht: Die wenigsten Schulen können ein Mittagessen anbieten, weil die Küche fehlt. In Frankfurt wird – dank des Engagements der Stadt – für gut die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler ein Hortplatz angeboten. Doch von dem Ziel der Einführung einer flächendeckenden Ganztagsschule ist man in Hessen weit entfernt. Nur wenn es ein verlässliches Kinderbetreuungsangebot vom ersten Lebensjahr an gibt, können alle Kinder gefördert werden und ihre Mütter beruhigt berufstätig sein – was in einer alternden Gesellschaft unumgänglich ist.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Oktober 2010 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe .

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Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.