Im Lauf der Jahre haben sich viele „artfremde Genossen“ in das Geschehen rund um Weihnachten eingeschlichen, etwa Santa Claus oder Rudolf, das Rentier. Glücklicherweise ist es ihnen noch nicht gelungen, Maria, Josef und die Hirten ganz zu verdrängen.
In diesem Jahr sind es die drei Heiligen Könige, die „Weisen aus dem Morgenland“, die meine besondere Aufmerksamkeit wecken. Dem Evangelisten Matthäus ist wichtig, zu verdeutlichen, dass es gerade Fremde sind, die die Botschaft von der Geburt Jesu bringen. Und es sind „Weise“, gewissermaßen die Hochintelligenz des untergegangenen Perserreiches, die er an der Krippe sieht. Menschen also aus dem heutigen Irak oder Saudi-Arabien, die man in früherem christlichen Sprachgebrauch als „Heiden“ bezeichnet hat. Sie sind Sterndeuter, das heißt, bei ihnen sammelt sich die reiche Tradition der Wissenschaft des alten Orient: Mathematik, Astronomie, priesterliche Weisheit.
Sie, die Männer aus dem „Heidenland“, kommen nach Bethlehem, um dem König der Juden ihre Ehrerbietung darzubringen. Sie sind die Ersten, die die Botschaft von der Geburt Jesu außerhalb des engen Familienkreises um Maria nach außen tragen. Wir erfahren im Fortgang der Geschichte nichts mehr von ihnen. Sie werden zurück gekehrt sein in ihr Heimatland. Ob sie „Christen“ geworden sind, bleibt dahingestellt und ist auch unwesentlich.
Heute löst es vielerseits Unsicherheit und Ängste aus, dass Menschen aus anderen Religionen und Kulturen in unser Land kommen. Auch die evangelische Kirche bleibt nicht unberührt von diesen Fragen. Zwar ist es längst kein Thema mehr, dass Muslime und Musliminnen unsere Kindertagesstätten und Jugendhäuser besuchen. Aber können und dürfen sie auch in der evangelischen Kirche arbeiten? Und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?
Das Geschehen an der Weihnachtskrippe zeigt, wie sich Menschen verschiedener Kultur und Religion versammeln. Es ist die weltumspannende Friedensbotschaft der Engel, die sie verbindet. Das könnte der Ansatz sein, unter dem die Religionen der Welt friedlich zueinander finden – jeder der eigenen Herkunft und der Religion, die ihm lieb ist, verbunden, aber ohne Feindseligkeit und Misstrauen gegen andere Religionen und Kulturen. Ich wünsche mir für das neue Jahr, dass wir auch hier in unserer Heimatstadt Begegnungsformen und Möglichkeiten finden, diese Friedensbotschaft für alle Welt mitzutragen und auszugestalten.
Pfarrerin Esther Gebhardt ist Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurts.