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Von – 1. Juni 2011

Selten gehörte Werke

Gastspiel von Bernhard Haas in St. Katharinen

Dass die Orgel der Katharinenkirche an der Hauptwache letztes Jahr entstaubt, und neu gestimmt und aufwändig restauriert wurde, hört man ihr an. So kam beim Konzert von Bernhard Haas aus Stuttgart die ganze Klangfülle des Instrumentes zum Tragen und sozusagen der „klangliche Mehrwert“ zum Ausdruck.

Der Musiker eröffnete sein Gastspiel mit Dietrich Buxtehudes „Nimm von uns, Herr, du treuer Gott”, Werkverzeichnis BuxWV 207, und nutzte die ganze Registerstärke der Rieger-Orgel, um bei emphatischer Klanggestaltung das Werk zum Blühen zu bringen.

Eine Rarität stand im weiteren Programmverlauf auf dem Konzertplan, nämlich die Erstaufführung von Johann Sebastian Bachs erst im Jahre 2008 aufgefundenem Werk Fuge c-moll BWV 575 „Wo Gott, der Herr, nicht bei uns hält”, bei der der Interpret seine Virtuosität unter Beweis stellte, aber nicht zum Selbstzweck machte und gleichzeitig die Klangbalance zwischen mächtigem Einsatz und hauchzartem Pianissimo subtil austarierte.

Der international renommierte Organist blieb programmatisch bei Barockmeister Bach und fügte dem erwähnten Werk die Fuge g-moll BWV 578 an. Auch hier zeigte der Ausführende wachen Geist und gestalterisches Vermögen und lotete genussvoll die Bachsche Orgelpartitur aus und achtete gleichzeitig auf harmonische Zwischentöne und das nuancierte Betonen der dynamischen Schattierungen der Fuge.

Äußerst selten zu hören sind die „Black Song Organ Preludes“ des 1934 geborenen Christian Wolff, ein Zyklus einiger 1987 veröffentlichten Vorspiele, teils von meditativem Klanggestus, die vom Interpreten äußerste Konzentration verlangen. Die faszinierende Musik überzeugte in der Lesart von Haas voll und ganz, gerade weil das harmonische Spiel von Klangfarben und Phrasierungen sehr schön herausgearbeitet wurde.

Haas persönlich hatte Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur op. 52 von Robert Schumann als Finale seines Konzertes gewählt, für Orgel bearbeitet und zeigte noch einmal eindrucksvoll und mit großem künstlerischem Atem, wie souverän er Orgelliteratur über mehrere Jahrhunderte zu gestalten vermag. Hohe Artikulations- und Registrierkunst waren zu jedem Zeitpunkt des hervorragend gestalteten Rezitals plastisch nachvollziehbar.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Juni 2011 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

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