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Von – 1. Oktober 2011

„Eltern sind wie Gott“

Urvertrauen ist die Basis für Religiosität

Frieder Harz bei seinem Vortrag über religiöse Prägungen vor Frankfurter Erzieherinnen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Dass die ersten Lebensjahre prägend sind, ist keine neue Erkenntnis. Frieder Harz, emeritierter Religionspädagoge der Fachhochschule Nürnberg, hob aber auch die Bedeutung der ersten frühkindlichen Bindungen für die religiöse Prägung hervor. Vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern­ des Beratungsprojektes Kinder­tagesstätten des Diakonischen Werks für Frankfurt erläuterte Harz, dass für kleine Kinder ihre Eltern „Gott“ seien. „Ihr Angewiesen-Sein auf die primären Bezugspersonen ist elementar. Es hat in diesem Sinn religiöse Bedeutung.“

Harz greift damit eine Erkenntnis der Psychologie auf, wonach die Basis für ein positives Verhältnis zur Religion die Erfahrung eines unerschütterlichen Vertrauens zu den Eltern ist. Dieses Urvertrauen trägt Menschen ein Leben lang. Deshalb sei der behutsamen Eingewöhnung – vor allem in den Krabbelstuben – besonderes Augenmerk zu schenken. Religiöse Erziehung achte darauf, dass seine frühen Bindungen dem Kind einen guten Weg ins Leben eröffneten. Darauf aufbauend könne sich später das „Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit“ (Schleiermacher) auch auf ein umfassenderes Gegenüber beziehen.

Mit zunehmender Aneignung der Welt, mit dem (auch im wörtlichen Sinne) Begreifen der Welt, sei es die Aufgabe der religiösen Erziehung, diesen Prozess mit Deutungen zu begleiten, die dem Kind das Gefühl und später die Überzeugung geben, in der Welt aufgehoben und behütet zu sein. Das geschehe über Rituale und Symbole, in Erzählungen und Gebeten, in Raumerfahrungen, Bildern und Musik. Harz forderte Erzieherinnen und Kirchenvorstände auf, darauf zu achten, dass sich diese „frühe religiöse Sprache reich entfalten kann, von den Erwachsenen bewusst praktiziert wird, dass sie als ein Schatz gepflegt wird, der uns allen mitgegeben wird.“

An dem Beratungsprojekt des Diakonischen Werkes nehmen elf evangelische Kindertagesstätten und vier Krabbelstuben teil. Ziel ist es, ein Qualitätsmanagement nach Deutscher Industrienorm einzuführen. 65 Kitas in Frankfurt sind diesen Weg bereits gegangen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Oktober 2011 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.