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Von – 1. Oktober 2011

„Ständiger Wandel“

Buddhismus und Christentum im Dialog

Eine Taube gurrt. Vom Römerberg dringen Glockenschläge herüber. Nimm sie wahr, aber halte sie nicht fest. In Konzentration und Achtsamkeit anzukommen, lehrt Zen-Mönch Heinz-Jürgen Metzger die rund hundert Männer und Frauen, die in der Evangelischen Stadtakademie den zentralen Begriffen Nächstenliebe, Mitgefühl und Solidarität in der buddhistischen und christlichen Ethik nachspüren wollen.

Es ist der dritte Thementag zum buddhistisch-christlichen Dialog in der Stadtakademie, 2009 hatte der Besuch des Dalai Lama in Frankfurt die Auseinandersetzung ausgelöst. Neben evangelischen und katholischen Institutionen beteiligen sich das Tibethaus, die Pagode Phat Hue und die Zen-Gemeinschaft Dogen Zendo. Die Thementage sollen dazu beitragen, „einander wahrzunehmen, sich zu achten in den Unterschieden und sich anzuerkennen“, sagt Akademieleiterin Ute Knie.

Heinz-Jürgen Metzger arbeitet in seinem Vortrag vor allem die Unterschiede zwischen den Religionen heraus. Vor 2500 Jahren in Indien entstanden, kam der Buddhismus erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Europa und in die USA. „Es gibt vielleicht Annäherungen der Kulturen“, sagt Metzger. Aber er ist sich „nicht sehr sicher, ob Verknüpfungen schon stattgefunden haben.“ Ein Gespräch setze eine Sprache voraus, die von denselben Grundannahmen ausgeht. Doch dies sei nicht der Fall, erläutert Metzger am Beispiel des Einleitungssatzes zur Tagung: Wie sollen wir handeln in unseren unübersichtlichen Umbruchszeiten?

Metzger als Buddhist würde das nicht so formulieren: „Alles, was bedingt ist, ist ohne Eigenständiges“, beschreibt Metzger die buddhistisch-asiatische Sichtweise. Alles sei miteinander verbunden und Teil eines ununterbrochenen Veränderungsprozesses, den wir gestalten. Zeit, folgert Metzger, ist also immer Umbruchszeit – und nicht nur manchmal.

Einen fundamentalen Unterschied zum Christentum formuliert er so: Der Mensch ist nach buddhistischem Verständnis seelenlos, er hat keine dauerhafte Substanz und ist ständigem Wandel unterworfen.

Der Marburger Theologieprofessor Wolfgang Nethöfel betonte hingegen vor allem das Verbindende im Dialog von Buddhismus und Christentum: „Liebe hält die Welt zusammen.“ Die hinter den Begriffen liegenden spirituellen Erfahrungen voneinander zu trennen, falle schwer.

Nethöfel ist überzeugt, dass sich der materielle Bestandteil der ethischen Traditionen „zu neunzig Prozent“ deckt. Als Beispiel nennt er den Inhalt der zehn Gebote. Auch sei die immer größer werdende Armut „eine Verpflichtung, die auf uns gemeinsam zukommt.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Oktober 2011 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Susanne Schmidt-Lüer ist Redakteurin und schreibt vor allem über Sozialpolitik, Kirche, Alter und wirtschaftspolitische Themen.