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Von – 2. April 2012

Auferstehung: Leben jenseits der Sterblichkeit

Seltsam, aber wahr: Ohne die Auferstehung Jesu gäbe es kein Christentum. Wäre es bei seiner Hinrichtung geblieben, hätte das mit großer Wahrscheinlichkeit das Ende der Jesus-Bewegung bedeutet.

Maria Magdalena begegnet dem Auferstandenen – aber sie darf ihn nicht anfassen. Hier gemalt von Titian im 16. Jahrhundert. Foto: visipix.com

Das Christentum gründet sich also auf ein sehr umstrittenes Ereignis. Denn die allgemeine Erfahrung lautet ja, dass niemand von den Toten aufersteht.

Historisch nachweisbar ist die Auferstehung in der Tat nicht, zumal es keine Augenzeugen gibt. Dennoch muss etwas Bewegendes geschehen sein am dritten Tag nach der Kreuzigung. Es werden ganz verschieden verlaufende Begegnungen mit Jesus erzählt: Er zeigt sich, spricht, deutet, was bei der Kreuzigung geschehen ist. Aber irgendwie ist er nicht mehr auf dieselbe Weise da wie vor seinem Tod. Auferstehung bedeutet offensichtlich nicht – wie bei Lazarus – die Rückkehr ins alte Leben, sondern eine neue Qualität von Leben. Ein Leben in Körperlichkeit, aber jenseits von Sterblichkeit.

Dass das eine Erfindung ist und mehr Wunschvorstellung als Wirklichkeit, ist unwahrscheinlich, denn diese Erzählung hat keine Vorbilder. Sie ist historisch plausibel, weil die nach Jesu Tod zunächst völlig erschütterten und verängstigten Jüngerinnen und Jünger, ohne dass es eine (andere) Erklärung dafür gäbe, neuen Mut fassten. Sie entfalteten enorme Außenwirkung. Nicht wenige Jesusleute wurden eingesperrt und umgebracht, weil sie überzeugt waren von Jesu neuem Leben.

Die Erzählung von der Auferstehung ist historisch plausibel

Ostern ist die Geburtsstunde eines Glaubens, der sich nicht mehr mit der physikalischen Wirklichkeit und dem Machbaren abfindet, sondern über das menschlich und technisch Mögliche hinausgreift. Hat Gott schon in der hebräischen Bibel sein Volk wider alle Wahrscheinlichkeit befreit und gerettet, so wird jetzt die Grenze des Todes durchbrochen und ein bisher verschlossener Raum der Freiheit eröffnet.

Die Auferstehung Jesu ist einer der kräftigsten Impulse, die man denken kann. Seine Anhänger und Anhängerinnen finden sich nicht mehr ab mit der Welt, wie sie nun einmal ist, sondern sehen, dass ein Leben jenseits von unabänderlich scheinenden Grenzen, Einschränkungen und Machtverhältnissen möglich ist. Es ist keine Utopie mehr, dass in einem Friedens- und Liebesreich alle zu ihrem Recht kommen. Sie verfolgen dieses Ziel auch gesellschaftspolitisch im Hier und Heute, obwohl klar ist, dass allein menschliche Energien zur Verwirklichung nicht ausreichen.

Mit Ostern erhält die Jesusbewegung eine neue Qualität

Mit Ostern erhält die Jesusbewegung eine neue Qualität. Die ihr angehören, sehen sich als Teil einer großen, über Generationen reichenden Kampagne Gottes zur grundlegenden Veränderung der Welt. Und wenn sie auch in diesem Leben das Ergebnis nicht mehr erleben, so können sie trotzdem das Ziel einst auch selbst genießen, weil sie auf ihre eigene Auferstehung hoffen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. April 2012 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.