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Aktuell

Von – 30. Juni 2012

Das Laptop mit am Pool

„Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“ – so hieß es früher einmal. Doch die Zeiten, in denen Arbeit und Freizeit strikt getrennt waren, sind zu Ende. Unser Umfrage-Thema: Sind Sie im Urlaub erreichbar?

Foto: Sergey Peterman/Fotolia.com

Verschiedene Studien vermelden, dass heutzutage nur noch ein Drittel aller Berufstätigen im Urlaub wirklich weg und unerreichbar ist. Ein weiteres Drittel liest wenigstens ab und zu Mails und reagiert auf Anrufe in dringenden Fällen, und das letzte Drittel integriert berufliche Kommunikation sogar ganz selbstverständlich in den Urlaubsalltag.

Auch wenn diese Zahlen sicher nicht für alle Berufe typisch sind – der Bäcker oder die Verkäuferin werden seltener im Urlaub für berufliche Belange zur Verfügung stehen müssen – so ist der Trend doch unverkennbar: Handy und E-Mail machen es möglich, jederzeit und überall erreichbar zu sein. Über das Internet kann man auch von Bali aus auf die notwendigen Daten zugreifen. Die alte Stechuhr, die zwischen „Dienst“ und „Schnaps“ eine klare Grenze gezogen hat, ist immer seltener in Betrieb.

Von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft

Aber nicht nur die technischen Möglichkeiten sind Ursache für den Wandel. In vielen Berufen hat sich auch die Art der Tätigkeit verändert. In der Soziologie wird das unter dem Schlagwort „von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft“ diskutiert: Während in einer Fabrik oder auch bei klassischen Büroarbeiten die zu erle­digenden Aufgaben relativ gut von einer Vertretung übernommen werden konnten, so kommt es heute oft auf das individuelle Wissen einer bestimmten Person an: Was im Urlaub liegen bleibt, muss hinterher nachgearbeitet werden. Da ist es oft einfacher, bestimmte Dinge gleich vom Pool aus zu regeln.

Eine weitere Rolle spielt der Trend zu mehr Freiberuflichkeit. Wer selbstständig ist, hat ein Interesse daran, auch im Urlaub für potenzielle Auftraggeber und Kundinnen erreichbar zu sein. Früher sind Selbstständige deshalb oft gar nicht erst in Urlaub gefahren. Für sie ist die neue Mobilität ein klarer Vorteil: Sie müssen sich nicht mehr entscheiden, ob sie auf Umsatz oder aufs Meer verzichten wollen.

Es drohen Überforderung und Dauerstress

Die andere Seite der Medaille sind Überforderung und Dauerstress. Burnout ist ein weit verbreitetes Phänomen, denn wer sich nie richtig erholt, ist leichter ausgebrannt. Manche Unternehmen wie VW oder die Telekom ziehen bereits die Notbremse. Sie ergreifen Maßnahmen, die verhindern sollen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Urlaub mit dienstlichen Belangen konfrontiert werden.

Für die richtige Balance zwischen mobiler Erreichbarkeit und Entspannung im Urlaub kann es keine Pauschalrezepte geben. Wichtig ist, für sich selbst eine möglichst gute Regelung zu finden: Eine Lösung, bei der man die positiven Chancen neuer Kommunikationstechnik nutzt und gleichzeitig übertriebene Ansprüche an permanente Erreichbarkeit klar zurückweist.

Und wie ist es bei Ihnen? Sind Sie im Urlaub erreichbar?

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 30. Juni 2012 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.