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Von – 15. September 2012

Schicksale aus der Versenkung geholt

Eine Wanderausstellung in Frankfurt beschäftigt sich mit dem  Schicksal evangelischer Christinnen und Christen jüdischer Herkunft im Nationalsozialismus. Die beteiligten Gemeinden erforschen, was bei ihnen damals geschah.

Von Mal zu Mal wächst die Wanderausstellung über das Schicksal evangelischer Christinnen und Christen jüdischer Herkunft im Nationalsozialismus. Die beteiligten Gemeinden erforschen, was bei ihnen damals geschah. Foto Ilona Surrey

Herauszufinden, dass es nichts herauszufinden gibt, ist auch eine Erkenntnis. Als die Festeburggemeinde beschloss, sich an der Wanderausstellung „Getauft. Verstoßen. Vergessen? Evangelische jüdischer Herkunft 1933-1945“ zu beteiligen, wusste sie nicht, dass ihre Recherchen ins Leere stoßen würden. Denn in Preungesheim lebten offenbar keine Protestanten mit jüdischen Wurzeln. Trotzdem ist Kirchenvorstandsvorsitzende Erika Becker froh, dass die Ausstellung in der Festeburgkirche zu sehen war. Sie habe bewirkt, dass „das Thema hier nicht wieder in der Versenkung verschwindet“.

Genau das will die Wanderausstellung erreichen. Sieben Frankfurter Gemeinden haben seit dem Auftakt im Januar bereits ihrer Vergangenheit nachgespürt. Wirklich Spektakuläres wurde dabei nicht entdeckt, doch damit haben der Frankfurter „Stolpersteine“-Koordinator Hartmut Schmidt und der Leiter der Evangelischen Akademie Arnoldshain, Herrmann Düringer, die die Ausstellung initiiert haben, auch nicht gerechnet. Die meisten Unterlagen sind schließlich vernichtet worden, und nur wenige Zeitzeuginnen und Zeitzeugen leben noch. Für Schmidt geht es vielmehr darum, einen über Jahrzehnte ignorierten Sachverhalt und einen „vergessenen Personenkreis ins Gemeindegedächtnis zurückzuholen“.

Das in der Ausstellung beleuchtete Verhältnis zwischen Protestantismus und NS-Ideologie erhält durch die gemeindebezogenen Beiträge konkrete Bezüge. Im Einzugsgebiet der Hoffnungsgemeinde zum Beispiel wohnten sehr viele Betroffene; dort hätte man sogar mehrere Tafeln füllen können. Zwei Tafeln halten nun die Namen und zum Teil die Schicksale der 25 ermordeten Gemeindemitglieder jüdischer Herkunft sowie weiterer 28 jüdischer Opfer mit evangelischen Familienangehörigen fest. In der Gemeinde habe die Ausstellung ziemlich viel in Bewegung gebracht, sagt Pfarrer Lars Kessner.

Ganz folgenlos dürfte die Ausstellung in keiner der insgesamt 15 beteiligten Gemeinden bleiben. Was während der Nazidiktatur in ihren Reihen geschah, wird zwar nie völlig ergründet werden. Die Konturen werden jedoch deutlicher.

Die Ausstellung ist jetzt vom 16. September bis 7. Oktober in Zeilsheim in der Gemeinde Friedenau-Taunusblick (Lanzensbergstraße 8) zu sehen und wandert dann vom 28. Oktober bis 3. November in die Petersgemeinde im Nordend, Oederweg 154. Vom 11 bis 21. November ist sie in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Niederrad in der Kleinen Kirche (Kelsterbacher Straße 41) und vom 22. November bis 1. Januar in der Johanniskirche in Bornheim, Turmstraße 12.

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Beitrag von , veröffentlicht am 15. September 2012 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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