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Von – 31. Mai 2013

Irgendwann wollen Kinder ganz von selbst „aufs Töpfchen“

Kinder aktiv aufs Töpfchen zu setzen, damit sie schneller keine Windeln mehr brauchen, bringt nichts. Bei fast allen kommt der Tag irgendwann von selbst.

Foto: Claudia Paulussen, Fotolia.com

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„Ach, meine Kleine ist schon sauber. Danach haben die Erzieherinnen in Kindergarten auch gefragt.“ Da schwang zu gleichen Teilen Stolz und Vorwurf mit, als Elvira dies im Miniclub mit leicht erhobener Stimme sagte. Die Kinder sind gut zwei Jahre alt, und ohne es zu wollen, sind die Mütter in Konkurrenz: Wessen Kind kann zuerst sitzen, zuerst laufen, zuerst sprechen?

Vor allem die Sauberkeitserziehung ist ein dabei heikler Punkt. Viele fragen, wie es um die Sauberkeit steht, mal verschämt, eher hinten herum, mal offen.

In Europa werden die meisten Kinder im dritten Lebensjahr trocken, viele kurz nach dem zweiten Geburtstag. Vereinzelte Rückfälle gehören zum normalen Entwicklungsverlauf. Bei Stress, beim Ausbruch von Infektionskrankheiten, bei Betreuungswechsel oder nach der Geburt eines Geschwisterchens kann es erneut zum Einnässen oder zum Einkoten kommen.

Grundsätzlich funktioniert die Darmkontrolle früher als die Harnkontrolle. Man hilft den Kindern, wenn entsprechende Signale erkannt werden. Zum Beispiel dann, wenn sie sich in eine Ecke zurückziehen oder sich in einer bestimmten Weise schütteln, tänzeln oder trippeln. Manche Kinder wollen dann zum Töpfchen oder zur Toilette. Hilfreich ist hier bequeme Kleidung, die sich schnell ausziehen lässt.

Zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr wird die bewusste Blasenkontrolle immer stabiler. Die Blase kann dann nicht nur kontrolliert werden, sondern das Wasserlassen bei Bedarf auch verzögert werden. Natürlich kommt es in dieser Zeit hin und wieder zu kleinen „Unfällen“, etwa wenn das Kind im Eifer des Spielens den Toilettengang vergisst.

Mit fünf Jahren sind 85 Prozent der Kinder aus eigener Ini-tiative trocken und sauber. In der Schweiz hat man genauer hingeschaut. Eine wissenschaftliche Studie hat ergeben, dass 96 Prozent der in den 1950er Jahren geborenen Kinder von ihren Eltern schon im ersten Lebensjahr „getopft“ wurden. Von den Kindern, die in den 1970er Jahren geboren wurden, waren es nur noch zwanzig Prozent, sie wurden also 1300mal weniger auf einen Topf gesetzt als die Kinder zwanzig Jahre zuvor. Ergebnis: Völlig unabhängig davon waren alle Kinder im Durchschnitt mit 28 Monaten stabil trocken.

Auch die evangelischen Kindertagesstätten kennen diese Zusammenhänge. In allen Einrichtungen gibt es die Möglichkeit, ein Kind zu wickeln. Gerne geben die Erzieherinnen auch Tipps. Und die Aufnahme eines Kindes hängt nicht davon ab, dass es keine Windeln mehr braucht.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 31. Mai 2013 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.