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Von – 17. Juni 2013

Frankfurt – Ghana: Partner trotz unterschiedlicher Auffassungen

Die Ghana-Partnerschaft der Frankfurter evangelischen Kirche besteht seit 25 Jahren. Jetzt gibt es Differenzen in der Frage, ob Homosexualität von der Kirche akzeptiert wird oder nicht.

Besuch von der Partnerkirche in Ghana (v.l.n.r.): Pfarrer Luke Boache, Mary Boache und Ökumene-Referent Salomon Sule Saa Foto: Ilona Surrey

Besuch von der Partnerkirche in Ghana (v.l.n.r.): Pfarrer Luke Boache, Mary Boache und Ökumene-Referent Salomon Sule Saa Foto: Ilona Surrey

Es dauert keine zwei Minuten, da spricht Solomon Sule-Saa, Ökumene-Referent der Presbyterian Church of Ghana, schon offen das Konfliktthema an, das die Partnerschaft zwischen seiner Kirche und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) belastet: die unterschiedlichen Haltungen zum Thema Homosexualität. Am langen Tisch im Dekanat Mitte-Ost an der Neuen Kräme erinnert Sule-Saa an den Beschluss der Generalversammlung der Presbyterian Church of Ghana, Partnerschaften mit Kirchen aufzukündigen, die Homosexualität akzeptieren, wie es die EKHN tut. „Es war eine sehr schwere Entscheidung“, sagt Sule-Saa, ein Komitee habe verschiedene Empfehlungen erarbeitet, keine Kirche tue sich in dieser Frage leicht. „Wir haben die Entscheidung nicht getroffen, um unsere deutsche Partnerkirche zu kränken“, betonte Sule-Saa, und kündigt im Bezug auf die Zusammenarbeit mit Frankfurt an: „Wir akzeptieren die Unterschiede in der Auffassung, und unsere Partnerschaft geht weiter wie zuvor.“

Das Gespräch über sexualethische Fragen suchen

Die Runde um die gastgebende Dekanin Ursula Schoen, Dekan Achim Knecht und in der Partnerschaft mit afrikanischen Kirchen Engagierten aus der hessen-nassauischen Kirche reagierte erleichtert auf die klaren Worte. „Es ist uns sehr wichtig, über dieses Thema im Dialog zu bleiben, unsere  sehr unterschiedlichen Auffassungen zu diesem Thema zu respektieren und uns nicht zu trennen“, sagt Dietmar Will, Pfarrer für Ökumene in Frankfurt.  Im Sommer ist geplant, dass eine Delegation der evangelischen Kirche nach Ghana reist, „wir wollen das Gespräch über sexualethische Fragen suchen, unsere eigene Position vertreten und die der anderen hören“.

Die Partnerschaft zwischen der EKHN und der Presbyterian Church of Ghana besteht seit 25 Jahren. Die Begegnungen zwischen Frankfurter Gläubigen und  Christinnen und Christen aus dem armen Norden des westafrikanischen Landes sind das Herzstück des Austauschs. Pfarrer Luke Boache und seine Frau Mary sind gerade in Frankfurt, sie kosten Honig von Bienen aus der Wartburggemeinde und vergleichen die Maße von Kindergartenräumen, die in Frankfurt zehn Mal so groß sind wie in ihrer Heimatstadt Damongo.

Das Christentum kam erst in den 1950er Jahren

Der Distrikt, den Boache seelsorgerlich betreut, umfasst vierzig christliche Gemeinschaften. Die Distanzen von bis zu 280 Kilometern überwindet er mit dem Motorrad. Christen, erzählt Boache in der Runde, sind in der Minderheit im trockenen Norden. In den Familienclans leben sie oft mit  Muslimen und Anhängern von Naturreligionen zusammen, und zwar „in  Harmonie“. In das Gebiet mit bis zu achtzig Prozent Muslimen, die ihre Religion seit dem siebten Jahrhundert dort praktizieren, kamen christliche Missionare überhaupt erst in den 1950er Jahren. Es mangelt dort an Geistlichen, an Kirchen, an Schulen, an ärztlicher Versorgung, an Straßen  und Ausbildungsplätzen für Jugendliche, die in die Städte im Süden des Landes abwandern.

Mit Geld für den Aufbau von Krankenstationen, Kirchen und Schulen, der Unterstützung für eine Bäckerei in Damongo, einem Shea-Nut-Butter-Projekt in Salaga und einem Buchladen in Wa will die Partnerschaft Frankfurt-Ghana zur Verbesserung der Lebensumstände im Norden Ghanas beitragen. Im September ist in der Festeburggemeinde in Preungesheim ein Ghana-Kinderkirchentag geplant, und im kommenden Jahr soll ein Freiwilliger aus Ghana sechs Monate lang in einer evangelischen Kindereinrichtung  in Frankfurt arbeiten. „Wir möchten voneinander lernen und uns selbst durch die Begegnung reflektieren“, sagt Dietmar Will, oder, wie es Solomon Sule-Saa formuliert: „Wir wollen nicht nur Geld von Euch, lasst uns unsere Kämpfe und Freuden teilen“.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 17. Juni 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Susanne Schmidt-Lüer ist Redakteurin und schreibt vor allem über Sozialpolitik, Kirche, Alter und wirtschaftspolitische Themen.