„The Oriana Consort“ aus Boston gastierte in der Dreikönigskirche – mit einem vielfältigen Programm zum Todestag von Johann Sebastian Bach.
Einen amerikanischen Chor erlebt man in einer Frankfurter Kirche nicht alle Tage. Noch dazu so einen hervorragend disponierten wie „The Oriana Consort“ aus Boston, USA. Möglich wurde dieses Konzert, da ein Mitglied des Chores der Sachsenhäuser Dreikönigsgemeinde in die Staaten zog und so den Klangkörper als Austauschprojekt an die Kirche am Eisernen Steg holte.
Das Programm des Consort zum Todestag von Johann Sebastian Bach (am 28. Juli 1750) erwies sich konzeptionell klug aufgebaut und von Raritäten geprägt. Mit dem Bach-Zeitgenossen Georg Philipp Telemann und dem Schlusschor aus dessen Oratorium „So gehe hin und iss dein Brot mit Freuden“ begann das Konzert vergleichsweise konventionell. Die Solistinnen und Solisten in den Lagen Sopran, Alt, Tenor und Bass sangen mit viel Emphase und Hingabe und trotz ihrer amerikanischen Herkunft sehr gut textverständlich.
Eine Entdeckung war Eric Whitacre
Nach einem Auszug aus einer Motette von Felix Mendelssohn waren dann amerikanische Komponisten an der Reihe, die man hierzulande kaum einmal hört. Eine Entdeckung in dieser Hinsicht war Eric Whitacre. Der 1970 geborene Tondichter komponierte „Water Night“ nach einem Gedicht von Oktavio Paz. Walter Chaplin, der Dirigent des Chores, erläuterte die jeweiligen Beiträge mit Sachverstand und Espirit und leitete seinen Klangkörper mit Engagement und klanglicher Weitsicht.
Sehr anspruchsvoll dann drei Chöre aus „The Hour Glass“ nach Gedichten von Ben Johnson des Komponisten Irving Fine, die die trotz schwüler Temperaturen schwarz gekleideten 24 Sängerinnen und Sänger äußerst feinfühlig interpretierten. Ein wenig bekannter dann das Agnus Dei von Samuel Barber, eine Chorfassung von dessen „Adagio for Strings“. Dann folgte ein kühnes Intermezzo, nämlich die berühmte Fantasie und Fuge g-moll BWV 542 des Widmungsträgers des Konzerts, Johann Sebastian Bach, wie gewohnt umsichtig und mit viel klanglichem Feingefühl an der Orgel gestaltet von Andreas Köhs, dem Kantor der Gemeinde.
Leonard Bernsteins Begleitmusik für „The Lark“
Vielleicht der Höhepunkt des Recitals war Leonard Bernsteins Begleitmusik für „The Lark“, eine Vertonung von Jean Anouilhs Theaterstück über das Leben der Johanna von Orleans. Eine Suite von acht Miniaturen des Komponisten der West Side Story gefiel vor allem durch die Einsetzung eines Countertenor – Joseph Rondeau – und die subtile Verwendung von Schlagwerk und dem Pfeifen eines Whistlers. Paul Hindemiths prätentiöses Gloria, komponiert in seinem Todesjahr 1963, erwies sich als Meditation über die Herrlichkeit Gottes, während „Vor deinen Thron tret ich hiermit“, BWV 668, nochmal Andreas Köhs an der Orgel zeigte.
„Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“, BWV 228, ist eine Motette für Doppelchor, die das Consort abschließend mit viel Gespür für dynamische Schattierungen gestaltete und die fugierte Passagen vorbildlich heraus arbeitete. Ein großartiges Chor- und Orgelkonzert also, das mit sehr viel Applaus bedacht wurde.