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Von – 19. August 2013

Bahnhofsviertel: Sprechender Gedenkstein für Gerald Hintze

Die Menschen im Bahnhofsviertel würdigen Gerald Hintze, den verstorbenen Kurator der Weißfrauen Diakoniekirche, mit einem besonderen Objekt.

Wolfgang Nethöfel übergab im Rahmen des 125-jährigen Jubiläums des Frankfurter Hauptbahnhofs einen Gedenkstein mit QR-Code an Diakoniepfarrer Michael Frase. Er erinnert an Gerald Hintze, den Kurator der Weißfrauen-Diakoniekirche, der im Dezember nach einem Fahrradunfall gestorben war. Foto: Rolf Oeser

Wolfgang Nethöfel übergab im Rahmen des 125-jährigen Jubiläums des Frankfurter Hauptbahnhofs einen Gedenkstein mit QR-Code an Diakoniepfarrer Michael Frase. Er erinnert an Gerald Hintze, den Kurator der Weißfrauen-Diakoniekirche, der im Dezember nach einem Fahrradunfall gestorben war. Foto: Rolf Oeser

„Ja, ich stehe hier gerade vor dem Pik Dame in der Elbestraße, da gehe ich gerne hin, weil, hin und wieder werden hier ganz unheimliche Travestie-Shows gezeigt. Auch das ist Frankfurt. Frankfurt spielt viele Rollen.“

Ein Youtube-Film zeigt den ehemaligen Kurator der Weißfrauen Diakoniekirche und Mitarbeiter im Obdachlosentreff Weser 5, Gerald Hintze, wie ihn viele im Bahnhofsviertel gekannt haben: Engagiert, eloquent, aufgeschlossen, immer unterwegs, immer bei denen, die es nicht leicht haben im Leben, ein Kenner des Bahnhofsviertels, ein Aktivist für diese vielleicht urbanste Ecke der Stadt. Auf dem Kopf eine Schiebermütze, über der Schulter einen Stoffbeutel, anzutreffen auf seinem liebsten Fortbewegungsmittel: dem Fahrrad. Gerald Hintze starb 63-jährig am 22. Dezember 2012, nach einem schweren Unfall auf dem Rad und nach vielen Monaten im Koma.

Begeistert mit neuen Medien beschäftigt

Der Film über ihn existiert jedoch nicht nur in den Weiten des Netzes. Er ist Teil eines besonderen Gedenksteins, den der Marburger Theologieprofessor Wolfgang Nethöfel acht Monate nach Hintzes Tod am Freitag, 16. August, bei der Bahnhofsviertelnacht im Kaisersack enthüllte. Den backsteingroßen, mit Blei ummantelten ehemaligen Fassadenstein des Hauptbahnhofs schmückt ein so genannter QR-Code: Wer den mit einem Smartphone scannt, wird auf eine Gedenkseite für Gerald Hintze im Internet geleitet werden. Teil der Seite ist der Youtube-Clip. Ein sprechender Gedenkstein also, wie er sehr gut zu Hintze passe, der sich stets begeistert mit neuen Medien befasst habe, sagt Wolfgang Nethöfel. „Gerald Hintze hat mit seiner Arbeit Brücken geschlagen.“

Armut war Hintzes großes Thema

Eines seiner großen Themen sei die Armut gewesen. „Doch mit Armut meinte er nicht nur materielle Armut, sondern auch Ausgrenzung.“ Wolfgang Nethöfel übergab den Gedenkstein an den Pfarrer Michael Frase, den Leiter der Diakonie Frankfurt. Zusammen mit Frase hatte Gerald Hintze zur Eröffnung der umgewidmeten Weißfrauenkirche geschrieben: „Die Diakoniekirche wird den Menschen als soziales Wesen in seinem gesellschaftlichen Kontext thematisieren.“

Der Gedenkstein für Hintze ist Teil des Projekts „Frankfurter Denkwerk“. Während des diesjährigen Jubiläumsfests zum 125. Geburtstag des Hauptbahnhofs tauschten der Bahnhof und sein Viertel auf diese Weise weitere Steine aus zum Gedenken an Menschen aus, die den Kiez um Kaiser-, Elbe-, Mosel-, Weser und Taunusstraße prägten. Oskar Mahler hat die Steine gestaltet. Er ist der Stadtteilbildhauer des Frankfurter Bahnhofsviertels und betreibt das dort ansässige Hammer Museum, die zweitgrößte Hammer Sammlung Deutschlands. Wo der Gedenkstein für Hintze seinen Platz finden wird, ist noch nicht klar. Zunächst wird er in der Weißfrauen Diakoniekirche zu sehen sein.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 19. August 2013 in der Rubrik Menschen, Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Vogel, Peter schrieb am 19. August 2013

    Was für eine tolle Idee, Gerald Hintze mit einem sprechenden Gedenkstein zu würdigen! Aus eigener Erfahrung habe ich das Engagement von Herrn Hintze kennen gelernt (Bewohner von WESER 5 2001/2002).
    Immer ein offenes Ohr, aber auch ehrliche Kritik und Rüffel, wenn es notwendig war. Er versuchte lange Dienstwege zu verkürzen, wenn er um Hilfe gebeten wurde.
    Seine Führungen durch das Bahnhofsviertel und sein soziales Engagement sind legendär!
    Ich bin dankbar ihn gekannt und seine Hilfe erfahren zu haben. Ich werde ihn nie vergessen!

  • Wolfgang Nethöfel schrieb am 20. September 2013

    Schöner Artikel, der im Ganzen zutrifft. Nur: hier sind die beiden „Denksteine“ verwechselt, die wir an diesem (Bahnhofsgeburts-) Tag ausgetauscht haben. Der mit dem Fassadenstück war die Gegengabe des Bahnhofsviertels an den Bahnhof (der uns davor ein Fassadenstück geschenkt hatte). Beide Denksteine hat Oskar Mahler hergestellt und das neu gegründete Frankfurter Denkwerk gestiftet.
    Und hier geht’s zu den beiden Seiten:
    http://www.frankfurter-denkwerk.de/qraftwerk/
    Wolfgang Nethöfel (Frankfurter Denkwerk)