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Von – 29. Oktober 2013

Hommage an Büchner mit Musik und Performance

Ein Wechselspiel von Literatur, Musik und darstellender Kunst in der Matthäuskirche würdigte Georg Büchner zu seinem 200. Geburtstag.

Daniela Fonda rezitierte Büchner-Texte in der Matthäuskirche. Foto: Rolf Oeser

Daniela Fonda rezitierte Büchner-Texte in der Matthäuskirche. Foto: Rolf Oeser

Wer sich mit Georg Büchner und dessen Werken im Jubiläumsjahr – 2013 feiert den 200. Geburtstag des berühmten Dichters – nur wenig auskennt, sich aber mal einen Überblick über dessen Schaffen machen wollte, war am vergangenen Sonntag in der Matthäuskirche gut aufgehoben. Auszüge aus drei Werken Büchners wurden in musikalisch-theatraler Ausformung vorgestellt.

In seiner Kampfschrift „Der hessische Landbote“, derentwegen Büchner strafrechtlich verfolgt wurde, sinniert der junge Revolutionär über Ziel und Sinn des Staatswesens. Mit Headset ausgestattet durchschritt Sprecherin Daniela Fonda den Kirchenraum, in dessen Zentrum ein kleines Podium für die Rezitatorin platziert war, um aus dieser Schrift zu zitieren. Passend dazu das bekannte Volkslied „Die Gedanken sind frei“, gesungen vom Kinderchor der Gemeinde nach Einstudierung von Gabriele Hierdeis.

Schein und Wirklichkeit

Der zeitlich aufwändigste Block von drei Vorträgen unter dem Motto „Schein und Wirklichkeit“ war Büchners Novelle „Lenz“ gewidmet, jener Erzählung um den gleichnamigen Sturm- und Drang-Dichter. Sie beschreibt den sich verschlechternden Geisteszustand des Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz und basiert einerseits auf einigen Briefen von Lenz, andererseits auf den schriftlichen Beobachtungen des Pfarrers Johann Friedrich Oberlin, deren Umfang ungefähr die Hälfte des Notellentextes ausmacht und die von Büchner größtenteils übernommen wurden.

Kontrastiert wurden wieder von Fonda vorgetragene Textstellen mit Auszügen aus „Israelsbrünnlein“, einer Sammlung frühbarocker geistlicher Madrigale von Johann Hermann Schein (1586-1630). In seiner kurzen Lebenszeit entfaltete Schein eine rege Kompositionstätigkeit. Obwohl Schein nie in Italien war, nahm er das zu seiner Zeit moderne italienische Repertoire begeistert auf. Das Vokalensemble der Matthäuskirche unter der zielstrebigen Leitung von Michael Riedel gestaltete diese großartige Musik mit Verve und feinsinnigem klanglichen Gestus aus, vorzüglich begleitet von einer instrumentalen Continuogruppe von Cello, Barocklaute und Orgel.

Abschließend zeigten Studierende der Evangelischen Hochschule Darmstadt eine Raumperformance um Büchners Meisterdrama „Woyzeck“, basierend auf Interviews, die die Mitwirkenden mit Menschen in Obdachlosen-Einrichtungen und anderen sozialen Institutionen geführt hatten, um sich den Themen Sehnsucht nach Glück, Würde und Anerkennung in der Gesellschaft inhaltlich zu nähern. Wirkungsvoll wurde die Performance vom Schlagzeuger Ernst Erlbeck unterstützt.

Insgesamt zeigte das Projekt „Schein und Wirklichkeit“ die Wechselwirkung von Literatur, Musik und darstellender Kunst spannend auf.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 29. Oktober 2013 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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