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Von – 10. Oktober 2013

Licht aus!

Einen ganzen Tag ohne Strom leben – schafft man das? Die Kinder in der Kita der Friedensgemeinde im Gallus haben es ausprobiert.

Kein Herd, keine Uhr, kein Haustelefon: Einen ganzen Tag lang kamen die Kinder in der Kita der Friedensgemeinde ohne Strom aus. Zu Mittag gab es Grillwürstchen und überm Feuer gebackenes Brot. Foto: Rolf Oeser

Kein Herd, keine Uhr, kein Haustelefon: Einen ganzen Tag lang kamen die Kinder in der Kita der Friedensgemeinde ohne Strom aus. Zu Mittag gab es Grillwürstchen und überm Feuer gebackenes Brot. Foto: Rolf Oeser

So viel vorweg: Das Klo funktioniert noch. Das Notfalltelefon für die Eltern auch. Und niemand hat ein Schwein mit einem Holzspeer erlegt, damit es zu Mittag Würstchen geben kann.

Die Steinzeit ist zwar ein Thema an diesem Tag im Kindergarten der Friedensgemeinde im Gallus, aber ganz so ursprünglich wie in den ausliegenden Büchern über Jungen und Mädchen in lustigen Fellumhängen („Ala sieht sich in der Höhle um. Wildpferdfleisch ist da. Wurzeln liegen in der Vorratsgrube“) geht es an der Krifteler Straße nicht zu.

Es ist aber vieles anders als sonst: Der Herd bleibt aus. Wasser zum Händewaschen tröpfelt aus dem Gartenwasserhahn im Hof, den die Kinder zu ihrem Brunnen umgewidmet haben. Die Lichtschalter lassen sich zwar bedienen, es geht aber keine Lampe mehr an, vor allem im Erdgeschoss ist es ziemlich schummerig. Die batteriebetriebenen Uhren funktionieren nicht – Kinder, Erzieherinnen und Erzieher müssen sich wie zu früheren Zeiten am Schlagen der Turmuhr der Friedenskirche orientieren.

Auch das Haustelefon ist ausgestöpselt. Doch das ist leicht zu lösen: Ein kleiner Junge kommt zur Tür herein und bringt Erzieher Christian Fiebrich einen handbeschrieben Zettel. „Wer ist denn alles oben bei euch?“ hat seine Kollegin aus dem Erdgeschoss draufgeschrieben. Geht doch auch so.

Auf der Terrasse prasselt ein Feuer. Mia, Aljoscha, Maurice, Deborah, Leni, Ada, Mia und Edison sitzen im Kreis um die Flammen herum. Gemeindefreizeit-Feeling an einem ganz normalen Dienstag. Sie haben Würstchen und Brotteig auf Bambusstöcke gespießt, halten sie ins Feuer und testen alle paar Minuten, ob das Essen schon warm ist.

„Warum dauert das so lange?“, fragt Ada und befühlt zum wiederholten Mal ihr Würstchen. „Das war früher ganz normal, dass die Dinge etwas länger dauerten, erklärt Michael Thoma, der sich die Aktion ausgedacht hat. Es geht dabei nicht um den Versuch, wirklich jede Stromquelle auszuschalten und konsequent einen Tag Steinzeit zu spielen. Der Kühlschrank ist schon noch an. „Wir wollen den Kindern aber vermitteln, dass Energie eine wertvolle Ressource ist und keineswegs selbstverständlich vorhanden“, sagt er.

Wer es ganz genau wissen will, kann sich in Bilderbüchern informieren, die das Kita- Team extra aus der Stadtteilbücherei ausgeliehen hat: „Die Sonne“ aus der Was-ist-Was-Reihe, „Experimentieren mit Wasserkraft“ oder auch „Woher kommt unser Strom?“ Schließlich ist Strom nicht gleich Strom, davon zeugen auch kleine Sonnenkollektoren, die auf dem Tisch liegen.

„Leider scheint draußen nicht die Sonne, und es ist nicht hell genug, sonst könnte man mit ihnen kleine Rädchen zum Drehen bringen“, bedauert Thoma. Tollerweise funktioniert aber der Solarzellen-Hubschrauber: Ein Holzfluggerät mit einer winzigen Photovoltaik-Anlage auf dem Rücken. Trotz verhangenem Himmel dreht sich der Propeller, wenn man mit ihm auf die Terrasse geht. Eine echte Attraktion.

„Den Kindern fällt es viel leichter, auf Strom zu verzichten, als uns Erwachsenen“, glaubt Thoma. Sein Smartphone-Akku muss auf die Steckdose zu Hause warten.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 10. Oktober 2013 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.