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Von – 18. Oktober 2013

Starke Stimme

Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn prägt die Frankfurter Kirche in den unterschiedlichesten Ämtern und Funktionen.

Das Gemeinwesen ist ihm wichtig: Sein soziales Engagement bringt Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn in zahlreiche kirchliche Ämter ein. Foto: Renate Hoyer

Das Gemeinwesen ist ihm wichtig: Sein soziales Engagement bringt Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn in zahlreiche kirchliche Ämter ein. Foto: Renate Hoyer

Seine „Kirchenkarriere“, wie er selber sagt, verlief ziemlich gradlinig: 1989 zog Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn mit Frau und Sohn nach Praunheim, kurz darauf lernte er den dortigen Pfarrer kennen und ließ sich für ein Engagement in der Wicherngemeinde gewinnen. Einige Jahre später wurde er Kirchenvorsteher, Delegierter in der Dekanatssynode und in der Regionalversammlung, dem Frankfurter Kirchenparlament. Noch ein paar Jahre später war er im Dekanatssynodalvorstand; seit 2010 ist er dessen Präses sowie im Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt. Und das sind nur die wichtigsten Ämter. Zahlreiche Beiräte, Ausschüsse und andere Funktionen, in denen er mitarbeitet, kommen hinzu.

„Es könnte so wirken, als wäre ich ein kirchlicher Vereinsmeier“, sagt der 67 Jahre alte Journalist, der 42 Jahre lang für die Frankfurter Rundschau gearbeitet hat. „Aber ohne Bezug auf das Fundament würde ich nicht auskommen.“ Das Fundament ist bei ihm der Einsatz für das Soziale, für das Gemeinwesen. Zwar war er als Jugendlicher in Schleswig-Holstein, woher er stammt, bereits in der kirchlichen Jugend-

arbeit aktiv gewesen, später aber engagierte er sich über viele Jahre zunächst bei der SPD und dann in der Gewerkschaft.

Dass Brügmann-Friedeborn schließlich seine ehrenamtliche Heimat bei der Kirche fand, habe auch etwas mit der „Freiheit der Reflektion“ zu tun, die dort möglich sei. „Es geht hier um die Individualität im denkenden Glauben“, sagt er, „man ist freier von institutionellen Zwängen.“

Zweimal hat Brügmann-Friedeborn die Bibel ganz durchgelesen, „wie einen Roman“, wie er sagt, in verschiedenen Ausgaben. Zwei Fragestellungen haben ihn dabei interessiert: Welches Menschenbild wird vertreten? Und welches Gesellschaftsbild? „Da gibt es keine Helden, die nicht auch gebrochene Figuren sind.“ Seit vielen Jahren setzt er seine theologischen Einsichten auch in Predigten um. Er ist Prädikant, kann also offiziell Gottesdienste halten, und tut das regelmäßig, nicht nur in Praunheim, sondern auch in anderen Stadtteilen.

Gerade für das Soziale brauche es heute die starke Stimme der Kirche, ist Brügmann-Friedeborn überzeugt. „Der Zeitgeist ist doch eher von egoistischer Rücksichtslosigkeit geprägt“, beobachtet er. Er spricht von „Shoppinggesellschaft“ und von „dem unguten Trend, dass sich die so genannten besseren Schichten immer mehr von den Benachteiligten und den Opfern der rasanten Veränderungsprozesse abkoppeln“.

Dass Brügmann-Friedeborn so klar seine Sympathien für die Frankfurter Occupy-Proteste bekundete, hat nicht allen in der Kirche gefallen. Doch er ist überzeugt, dass die christliche Botschaft nicht nur in Gottesdiensten verkündet werden darf.

Mehr Gewicht für die kirchliche Stimme in Frankfurt erhofft er sich von den bevorstehenden Strukturveränderungen: Wenn es bald nur noch ein Stadtdekanat gibt, sei klarer, wer im Namen der Kirche spricht. An die einzelnen Gemeinden appelliert Brügmann-Friedeborn, „bei allem berechtigten Eigensinn“ nicht das Ganze der Kirche aus den Augen zu verlieren. „Die Kirche in der Stadt ist mehr als nur die Addition ihrer Ortsgemeinden.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 18. Oktober 2013 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.