Die Diakonie Frankfurt kooperiert beim Projekt der „Start“-Stiftung. Sie fördert junge Menschen, sich Talente unabhängig von der Herkunft entfalten können.
Swer Adil ist gebürtige Offenbacherin, geht in die 12. Klasse eines Gymnasiums und kann mit einem beeindruckenden Notendurchschnitt von 1,3 aufwarten. Was sie allerdings nur auf Nachfrage erzählt, denn sie ist keine, die sich in den Vordergrund drängt. Ihre Eltern sind 1995 aus Pakistan eingewandert, die Mutter arbeitet als Obstverpackerin, der Vater in der Textilbranche. Swer spricht schnell, wortreich und ausgesprochen eloquent.
Man kann sich gut vorstellen, warum sich die Jury der „Start“-Stiftung nach dem Bewerbungsgespräch für das dunkelhaarige Mädchen entschieden hat. Die Stiftung fördert in ganz Deutschland derzeit knapp 700 begabte junge Menschen mit Migrationshintergrund. Sie bekommen hundert Euro monatlich, vor allem aber können die 14- bis 19-Jährigen an Workshops und Ferienakademien teilnehmen und erhalten damit Zugang zu Bildungswegen, die ihnen sonst wahrscheinlich verschlossen bleiben würden.
„So können sich Talente und Leistungsbereitschaft unabhängig von der Herkunft entfalten“, sagt die Frankfurter Projektkoordinatorin Andrea Bartl. Mit dem Stipendium werden die Jugendlichen für ihr gesellschaftliches Engagement und ihre guten schulischen Leistungen ausgezeichnet. Das Programm wird neben der Stiftung – die aus einem Projekt der gemeinnützigen Hertie-Stiftung hervorging – von 22 Partnern getragen.
Einer davon ist das Diakonische Werk Frankfurt. Es stellt gemeinsam mit anderen Frankfurter Institutionen Betätigungsfelder für ehrenamtliches Engagement der Stipendiatinnen und Stipendiaten zur Verfügung – etwa im Altenpflegeheim Martha-Haus, in der Bahnhofsmission, im Kinder- und Familienzentrum Innenstadt, im Brentano Club für ältere Menschen oder der Kita am Riedberg. Swer Adil will sich im Advent in der Bahnhofsmission engagieren.
„Mein Problem war immer, dass bei uns zu Hause vieles nicht vorkam, was in deutschen Familien selbstverständlich ist, vor allem in solchen, wo die Eltern Akademiker sind“, erzählt sie. Der regelmäßige Museumsbesuch etwa. Was sie nach dem Abitur machen möchte, weiß Swer, die in ihrer Freizeit gern joggt und Badminton spielt, schon ganz genau: „In Darmstadt Biochemical Engineering studieren. Das ist eine schöne Schnittstelle von vielen Dingen, die mich interessieren.“ Das dürfte ganz im Sinne von Andrea Bartl sein: „Unser Ziel ist es, dass die Jugendlichen nicht nur Abitur machen, sondern auch ein Studium aufnehmen und später in guten Positionen arbeiten.“