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Von – 17. Februar 2014

Konfi in der Schule

Jugendliche aus kirchenfernen Familien lassen sich nur selten konfirmieren – wie sollten sie auch, wenn ihre Eltern nicht religiös sind. Manche haben aber trotzdem Interesse an Glaubensfragen. Ein Projekt an der Integrierten Gesamtschule Nordend (IGS) belegt das.

Bei Pfarrer Johannes Kalchreuter können sich Jugendliche in der IGS-Nordend auf die Konfirmation vorbereiten. Foto: Rolf Oeser

Bei Pfarrer Johannes Kalchreuter können sich Jugendliche in der IGS-Nordend auf die Konfirmation vorbereiten. Foto: Rolf Oeser

Angestoßen hat es ein Junge, der von Schulpfarrer Johannes Kalchreuter wissen wollte, ob er auch Konfirmationsunterricht erteilt. Nein, musste der Theologe antworten, fand das aber bedauerlich. Kalchreuter beriet sich mit seiner Dekanin und unterrichtet nun seit August 2012 in der IGS Nordend auch Konfirmandinnen und Konfirmanden. Im ersten Jahr hat er neun der elf teilnehmenden Mädchen und Jungen auch getauft, in der jetzigen Gruppe vier von acht.

Die Eltern seien von dem Vorhaben ihrer Sprösslinge, sich konfirmieren zu lassen, zwar in der Regel überrascht gewesen, hätten damit aber meist kein Problem, sagt Kalchreuter. Höchstens wunderten sie sich, wie ihre Kinder überhaupt auf die Idee gekommen sein könnten. Ganz einfach: Andere Jugendliche, die in ihren Gemeinden zum Konfi-Unterricht gehen, erzählen in der Schule davon, auch von den Freizeiten und anderen interessanten Aktivitäten. Das wollten dann eben manche Kinder aus säkularem Umfeld auch haben.

Mit 12, 13 Jahren stünden existenzielle Lebensfragen und auch religiöse Themen stark im Vordergrund, sagt Kalchreuter. Von sich aus würden aber wohl die wenigsten Jugendlichen eine Gemeinde aufsuchen. Für sie liegt es näher, sich an einen Pfarrer zu wenden, den sie bereits kennen.

Konfirmationsunterricht an der Schule ist noch ein Novum – Kalchreuter kennt jedenfalls kein vergleichbares Projekt. Es gibt dazu auch kritische Stimmen, etwa den Einwand, Konfirmationsunterricht gehöre doch in die Gemeinde. Kalchreuter glaubt aber nicht, dass er eine Konkurrenz für die Gemeinden darstellt. Er sieht in dem IGS-Projekt im Gegenteil eine Art „Außenposten der Luthergemeinde“, in deren Bezirk die Schule liegt, und mit der er eng zusammenarbeitet. Dort würden die Jugendlichen auch kirchenrechtlich registriert.

So fahren die Konfis aus der Luthergemeinde und der IGS gemeinsam auf Freizeiten, machen Exkursionen, feiern den Vorstellungsgottesdienst und dann auch die Konfirmation zusammen. Die Konfessionslosen hat Kalchreuter in der Lutherkirche getauft, wo die Mehrheit der IGS-Konfis auch die Gottesdienste besucht. Gemeindepfarrerin Melanie Lohwasser und ihr Kollege Reiner Haberstock jedenfalls unterstützen den Vorstoß. Schließlich erreicht er vor allem Jugendliche, die mit der Gemeinde ansonsten überhaupt nicht in Berührung kommen würden. Spannend sei auch, wie beeindruckt die IGS-Jugendlichen vom Kirchenraum oder von Freizeitorten wie der Pfadfinderburg Rieneck gewesen seien. Einige besuchten jetzt sogar die Jugendgruppe der Gemeinde. Insofern komme das IGS-Projekt einer aktuellen Entwicklung entgegen, die er seit geraumer Zeit beobachtet, sagt Pfarrer Haberstock: Bei jungen Leuten wachse die Neugier auf Kirche, Ressentiments gingen dagegen deutlich zurück.

Dass die Leitung der überwiegend von konfessionslosen Kindern besuchten IGS-Nordend den Konfi-Unterricht als Teil der schulischen Vielfalt versteht und ihn in ihr Nachmittagsangebot aufgenommen hat, rechnet Kalchreuter ihr hoch an. Die Schule habe ihm sogar eine Integrationsassistentin zur Seite gestellt, damit auch eine Konfirmandin teilnehmen kann, die in ihrer geistigen Entwicklung beeinträchtigt ist. „Im regulären Konfirmationsunterricht einer Gemeinde wäre für dieses Kind die Teilnahme zumindest schwierig gewesen.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 17. Februar 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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