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Von – 19. April 2014

Duftende Ostern

Wohlgerüche verwandeln den Alltag. In der biblischen Ostergeschichte werden sie zum Sinnbild für die rettende Macht Gottes.

Brigitte Meinecke ist Pfarrerin in Nieder-Eschbach. Foto: Rolf Oeser

Brigitte Meinecke ist Pfarrerin in Nieder-Eschbach. Foto: Rolf Oeser

Wenn ich von meinem Alltag die Nase voll habe, weil er gerade öde oder belastend ist, greife ich zu bewährten Mitteln: Ich nehme ein Bad mit reichlich Mandelöl, koche ein Essen mit Curry, setze mich neben den Lavendel im Garten (sofern gerade Sommer ist) oder gönne mir ein neues Parfum (sofern meine Sorgen gerade keine finanziellen sind). Dann wird es besser. Die Düfte klicken im Hirn den „Gefällt mir“ Button an. Sie bringen mir das Bewusstsein zurück, dass ich trotz allem gerade teil habe am kostbaren Leben.

Düfte sind mächtig. Sie wirken heilsam auf den Körper und die Seele. Sie lassen uns schwelgen. Von Anfang der Menschheitsgeschichte an genießen Menschen, was die Natur an Wohlgerüchen bietet. Um die Macht der Düfte zu nutzen, entwickeln sie seit mehr als 5000 Jahren Techniken, um aus Hölzern, Harzen und anderen Pflanzen duftende Aromen zu gewinnen.

Rose, Weihrauch, Zimt

Bestimmte Gerüche wurden schon immer hoch geschätzt: Rose, Weihrauch oder Zimt zum Beispiel. Doch jede Nase entscheidet letztlich selbst, was ihr ein Wohlgeruch ist. Am Anfang unseres Menschenlebens entsteht durch den Duft der Mutter die allererste enge Bindung. Unseren Partner oder die Partnerin suchen wir uns später zwar nicht nach dem Duft allein aus, aber die Nase hat da ein gewichtiges Wort mitzureden.

Es liegt was in der Luft: Düfte können Erinnerungen aufbewahren, Wohlbefinden verschaffen, den Alltag verwandeln. Und jede Nase entscheidet selbst, was ihr Wohlgeruch ist. Foto: The Photos / Fotolia

Es liegt was in der Luft: Düfte können Erinnerungen aufbewahren, Wohlbefinden verschaffen, den Alltag verwandeln. Und jede Nase entscheidet selbst, was ihr Wohlgeruch ist. Foto: The Photos / Fotolia

Düfte können Erinnerungen zurückholen. Als in einem Gespräch die Rede darauf kommt, erzählt mir eine Frau ihre Duft-erinnerung: „Es ist über zwanzig Jahre her. Vor der Geburt meines ersten Kindes haben mir alle eingeredet, dass es sehr schmerzhaft und schlimm wird. Dann kam mein Sohn durch eine leichte Geburt auf die Welt. Ich war schnell wieder auf den Beinen und ging erst einmal duschen. Der Duft des Duschgels, die Marke gibt es immer noch, versetzt mich bis heute in die Situation von damals und holt das überwältigende Gefühl der Erleichterung zurück.“

Noch andere Geschichten wurden ausgetauscht. Und ich bin je länger je mehr fasziniert von der Möglichkeit, Biografien in Duftmomenten zu erzählen.

Der Duft eines neuen Lebens

Am Faible für Düfte liegt es wohl auch, dass die Ostergeschichte von den drei Frauen am Grab eine meiner Lieblingsgeschichten in der Bibel ist. Drei Anhängerinnen Jesu, so wird erzählt, kaufen nach seinem Tod wohlriechende Öle, um den Leichnam zu salben. Die grausame Hinrichtung am Karfreitag hat die Frauen in Trauer und Verzweiflung gestürzt. Trotzdem machen sie sich in der Dämmerung des Ostermorgens auf den Weg zum Grab. Was noch in ihrer Macht steht, das wollen sie für ihren toten Freund und Meister tun: Seinen zerschundenen Körper noch einmal zärtlich berühren, ihn reinigen und salben. Seine Haut soll von den duftenden Ölen eingehüllt sein, wenn sie ihn in der dunklen Gruft zurücklassen müssen.

Doch als sie am Grab eintreffen, kommt alles anders. Der Eingang zur Felsengruft steht offen. Im Inneren verkündigt ihnen ein Engel: „Jesus lebt. Er ist auferstanden.“ Entsetzt rennen die Frauen nach draußen. Während sie zitternd die Flucht ergreifen, werden sie wohl kaum auf ihr Gepäck achten. Es könnte also gut sein, dass die Tongefäße hinfallen und zerbrechen und als erstes der Duft die Botschaft ausbreitet: Gott hat Jesus auferweckt. Der das Leben mit seinen himmlischen Düften geschenkt hat, bewahrt es für immer. Vom Ostermorgen an liegt der Duft eines neuen Lebens in der Luft.

Die sinnliche Seite des Festes auskosten

In unserer Gemeinde schmücken wir in der Osternacht ein Holzkreuz mit Blumen aus den Gärten. Gutriechendes Öl mitzubringen wäre auch eine Idee. Nach dem Gottesdienst wehen weitere Wohlgerüche durch die Kirche: Kaffee und Hefezopf beim Osterfrühstück. Duftende Ostern! Ich denke, es lohnt sich, die sinnliche Seite des Festes auszukosten. Sie lässt uns das Leben spüren, an dem wir teilhaben. Jetzt und hier.

Und nach Gottes Willen auch in einer neuen Zeit und einer neuen Welt.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 19. April 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

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