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Von – 22. April 2014

Gemeinde Am Bügel gibt jungem Eritreer Kirchenasyl

Die evangelische Gemeinde am Bügel in Bonames gibt einem jungen Eritreer Kirchenasyl. Dem 19-jährigen Petros Habte droht nach Angaben von Pfarrer Olaf Lewerenz die Abschiebung nach Ungarn. Er halte sich bereits seit einigen Tagen im Gemeindehaus auf und könne es bis auf Weiteres nicht verlassen, sagte Lewerenz.

Pfarrer Olaf Lewerenz von der Gemeinde Am Bügel. Foto: Rolf Oeser

Pfarrer Olaf Lewerenz von der Gemeinde Am Bügel. Foto: Rolf Oeser

„Flüchtlingen zu helfen ist unserer Gemeinde wichtig“, sagte Lewerenz. Den meisten Flüchtlingen, die nach Frankfurt kämen, werde von der Stadt Wohnraum im Gebiet seiner Gemeinde zugewiesen, die daher viel Erfahrung im Umgang mit Fremden habe. Sie habe bis vor kurzem über einen Zeitraum von fast eineinhalb Jahren einen jungen Nigerianer beherbergt. „Wir können nicht die Welt retten“, sagte Lewerenz, „aber in Einzelfällen können wir es versuchen.“

Nach Ungarn abgeschoben

Petros Habte berichtete, dass seine Eltern in Eritrea politisch verfolgt worden seien. Sein Vater sei tot, seine Mutter geflohen – er wisse nicht, wohin. Seine Großmutter habe ihn aufgezogen. Als er mit 17 Jahren vorzeitig mindestens vier Jahre Militärdienst leisten sollte, sei er in den benachbarten Sudan geflohen. Von dort sei er mit einem in Ungarn ausgestellten Visum nach Amsterdam geflogen, dort festgenommen und nach vier Monaten nach Ungarn abgeschoben worden.

Dort hätten ihn Lagerhaft, Rassimus, drohende Obdachlosigkeit und fehlende Perspektiven bewogen, sich nach Deutschland durchzuschlagen. Habtes Anwalt Stephan Hocks erklärte, mit dem Kirchenasyl solle vor allem Zeit gewonnen werden. Nach den sogenannten „Dublin II“-Vereinbarungen zur sicheren Drittstaatenregelung müsse ein Asylbewerber zwar dort seinen Asylantrag stellen, wo er nach Europa eingereist sei. Die Abschiebung in das Erstland, das in Habtes Fall wegen des Visums Ungarn sei, müsse aber innerhalb von sechs Monaten erfolgen, danach sei das aktuelle Aufenthaltsland zuständig. Diese Frist laufe für ihn am 28. August ab. „Und ein Asylrecht wäre für ihn in Deutschland sicher“, zeigte sich der Anwalt überzeugt.

Pröpstin: Unrecht verhindern helfen

Die Pröpstin für Rhein-Main, Gabriele Scherle, sicherte der Gemeinde und Habte die Unterstützung der Kirchenleitung zu. „Wir wollen als Kirche Räume schaffen, wo Menschen unantastbar sind“, sagte sie. Kirchenasyl wolle nicht Recht brechen, sondern Unrecht verhindern helfen. „Wir wissen zu schätzen, dass dieser Staat das respektiert.“

Hintergrund: Was ist Kirchenasyl?

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 22. April 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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