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Von – 11. April 2014

Sonntags auf die Kanzel

Fast alle Sonntage sind bei Jutta Moerschel fest verplant: Im Kalender der Prädikantin stehen dieses Jahr 55 Gottesdienst-Termine. Eigentlich wollte die Oberräderin in ihrem 74. Lebensjahr etwas kürzer treten, aber wenn eine Gemeinde sie ruft, ist sie da.

Jutta Moerschel vor der Erlöserkirche. Die Oberräderin schreibt gerne Predigten – 55 Gottesdienst-Termine stehen dieses Jahr in ihrem Kalender. Foto: Ilona Surrey

Jutta Moerschel vor der Erlöserkirche. Die Oberräderin schreibt gerne Predigten – 55 Gottesdienst-Termine stehen dieses Jahr in ihrem Kalender. Foto: Ilona Surrey

„Es macht mir einfach zu viel Freude, eine Predigt vorzubereiten und den Gottesdienstbesuchern etwas mitzugeben“, sagt Moerschel. Neben ihrer Tätigkeit als ehrenamtliche Predigerin gehört sie im Markus-Krankenhaus seit acht Jahren zum Team der Krankenhausseelsorge. Sie ist im Kirchenvorstand der Erlösergemeinde und war sechs Jahre lang in der Versammlungsleitung der Regionalversammlung. Für all das hat Jutta Moerschel jetzt die Philipp-Jakob-Spener Medaille des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt bekommen.

Ihr kirchliches Engagement begann 1972, als die Mutter einer Tochter bei den Kindergottesdiensten der Erlösergemeinde einstieg. Bald begann sie eine Lektorenausbildung und fand Gefallen an der Wortverkündigung. Ermutigt vom damaligen Dekan Ludwig Schmidt schloss sie 1986 auch eine zweijährige Prädikantinnenausbildung ab und darf seither evangelische Gottesdienste halten. Auf die bereitet sie sich akribisch vor: Sie liest sich in theologische und historische Zusammenhänge ein, sucht den aktuellen Bezug zum Bibeltext und baut bei aller Ernsthaftigkeit auch kleine Anekdoten und Alltagserlebnisse in die Predigt ein.

Dass sie ihre Schaffenskraft nicht verloren hat in einem Alter, wo andere es gerne etwas ruhiger angehen lassen, sieht Jutta Moerschel als Geschenk. Sie gibt aber auch gerne zu, dass sie es nie anders kannte, als viel zu arbeiten. Ihr Vater war Handwerksmeister in Hamburg, bibelkundig, und hatte immer ein offenes Ohr für seine Tochter. Schon als junges Mädchen hat Jutta Moerschel Kindergottesdienste begleitet. Im Kirchenchor fiel sie durch ihre schöne Stimme auf und begann eine Gesangsausbildung. „Davon profitiere ich noch heute als Prädikantin“, sagt Moerschel.

Nach der Schule ging sie bei einem Steuerberater in die Lehre, heiratete, bekam 1967 ein Kind und zog es nach der Scheidung alleine auf. Bis zur Rente im Jahr 2004 war sie voll berufstätig, und auch heute noch arbeitet sie in Teilzeit für eine PR-Agentur, die auf ihre Buchhaltungskenntnisse nicht verzichten möchte. „Das hält meine grauen Zellen in Schwung“, sagt sie mit einem Lächeln. Für neue Technologien ist sie aufgeschlossen, so hat sie das Lesen auf dem E-Book-Reader als Bereicherung entdeckt: „Der ist immer dabei, wenn ich mit Bus und Bahn durch Frankfurt kutschiere“, sagt sie, froh über das leichte Lesegepäck.

„Ich konzentriere mich immer auf das, was als Nächstes und Wichtigstes kommt“, sagt Moerschel. Dann kann es sein, dass sie viele Stunden abends über dem Zahlenwerk ihrer Gemeinde sitzt, Belege prüft und Ein- und Ausnahmen gegenrechnet. Als Vorsitzende des Finanzausschusses der Erlösergemeinde hat sie die verantwortungsvolle Aufgabe einer „Finanzministerin“ übernommen, und das schon seit zwei Legislaturperioden. Aber das möchte sie in Zukunft in jüngere Hände legen. Damit dann doch etwas mehr Zeit bleibt, um zu entspannen, zu lesen – oder eine Predigt vorzubereiten.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 11. April 2014 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe , .

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