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Von , – 4. April 2014

„Wir müssen mit Inhalten präsent sein“

Das Frankfurter Stadtdekanat hat sich im Januar aus einem Zusammenschluss der ehemals vier Dekanate konstituiert. Zu ihrer stellvertretenden Vorsitzenden wählten die Delegierten die 52 Jahre alte Unternehmensberaterin Irmela von Schenck. Ein Interview.

Irmela von Schenck ist als stellvertretende Vorsitzende des Stadtdekanats die ranghöchste Nicht-Theologin der Frankfurter Kirche. Die Mutter von sechs Kindern ist auch Kirchenvorsteherin in der Petersgemeinde. Foto: Rolf Oeser

Irmela von Schenck ist als stellvertretende Vorsitzende des Stadtdekanats die ranghöchste Nicht-Theologin der Frankfurter Kirche. Die Mutter von sechs Kindern ist auch Kirchenvorsteherin in der Petersgemeinde. Foto: Rolf Oeser

Evangelisches Frankfurt: Frau von Schenck, seit sieben Wochen sind Sie stellvertretende Vorsitzende des neuen Frankfurter Stadtdekanats. Ist es viel Arbeit?

Irmela von Schenck: Im Moment ja. Wobei ich mich aber auch gerne in Arbeit stürze. Es geht zwar momentan alles Zack auf Zack, aber das liegt mir. Mir macht es Spaß, wenn ich sechs verschiedene Sachen vor Augen habe und betreiben muss.

Wann haben Sie sich entschlossen, zu kandidieren?

In diesem Fall war der Entscheidungsprozess relativ schnell. Ich war ja drei Jahre lang in der Strukturkommission gewesen und habe mich da bereits gründlich mit der Situation in Frankfurt und den Gremien auseinandergesetzt. Und ich habe da auch die handelnden Personen kennengelernt. Als ich dann gefragt wurde, ob ich kandidieren wolle, brauchte ich nicht lange zu überlegen.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte sollte das Stadtdekanat in Zukunft setzen?

Darüber, welche Inhalte besonders wichtig sind, maße ich mir noch kein Urteil an, dazu kenne ich die vielen unterschiedlichen Arbeitsfelder noch zu wenig. Mir liegt am Herzen, den Gemeinden gute Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sie gut ihre Arbeit tun können. Ein anderes Anliegen ist mir, dass in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, was die evangelische Kirche alles macht, zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit oder mit ihrem breiten kirchenmusikalischen Angebot auf hohem Niveau. Wenn das bei allen, die es nutzen, sofort verbunden würde mit „Aha, da ist die evangelische Kirche!“, das fände ich toll! In den vergangenen Jahren waren wir in der Presse ja häufig mit Strukturfragen präsent, es ist gut, dass das jetzt vorbei ist und wieder mehr über unsere Inhalte berichtet werden kann.

Wie die jüngste Mitgliederstudie zeigt (siehe Seite 8), gibt es in der Bevölkerung eine deutliche Entfernung von der Kirche. Muss man dem entgegensteuern?

Ich habe den Eindruck, das ist ein so tief liegender Trend, dass es nicht viel bringt, da gegensteuern zu wollen. Es wird ja nicht nur die Kirche abgelehnt, sondern Religion generell. Ich könnte mir aber vorstellen, wenn wir unseren Glauben einfach leben, wenn wir präsent sind in der Stadt und Gottvertrauen haben, dann strahlt das schon aus und tut seine Wirkung.

Die Studie gibt einer politisch tätigen Kirche keine Chance, denn das werde nicht erwartet. Soll die Kirche frömmer werden?

Was heißt frömmer? Dass wir uns in unsere Kirchen zurückziehen, kann ich mir in Frankfurt nicht vorstellen. Wir wollen in die Stadtgesellschaft hineinwirken und dort für die anstehenden Probleme Impulse auf unserer christlichen Basis geben. Aber das ist ja auch fromm.

Was gefällt Ihnen persönlich an der evangelischen Kirche?

Mir gefällt, dass ich meinen Glauben in einer Gemeinschaft leben und praktizieren kann. Das Feiern des Gottesdienstes ist mir ganz wichtig. Ich erlebe die Kirche auch als offen und als ein Terrain, wo vielfältige gesellschaftliche Gruppen zusammenkommen, die aber einen gemeinsamen Bezug haben und dadurch zusammensein und sich austauschen können. Und schließlich gefällt mir, dass die Laien ein gewichtiges Wort mitzureden haben und nicht erst an zweiter Stelle stehen.

Sind Sie von klein auf religiös?

Mein Vater war auch Kirchenvorsteher, von daher war ich schon als Kind im Kindergottesdienst. Ich bin aber keine, die die gesamte Jugendarbeit der Kirche in aller Breite mitgenommen hat. Aber wenn schöne Angebote da waren, zum Beispiel wenn ich eine Pfarrerin ansprechend fand, dann habe ich es mitgemacht. Insofern habe ich mich schon kontinuierlich zur Kirche gehalten.

Sie sprachen das Ehrenamt und die Bedeutung der Laien an. Zurzeit setzt die Kirche in vielen Arbeitsbereichen verstärkt auf Ehrenamtliche, weil sie davon ausgeht, dass sie nicht mehr so viele Hauptamtliche finanzieren kann. Ist das der richtige Weg?

Das ist eine vielschichtige Frage. Wenn wir Ehrenamtlichen attraktive, schöne Möglichkeiten schaffen, sich einzubringen, dann finde ich das wunderbar für alle Beteiligten. Es ist für die Ehrenamtlichen schön, es ist für die Einheit als ganze schön, weil sie dadurch vielfältiger und bunter wird, und für die Hauptamtlichen ist es auch schön, weil sie entlastet werden. Wenn wir aber Ehrenamtliche als unverzichtbare Rädchen für zu erbringende Arbeit einsetzen und damit Druck entsteht, dem sich die Einzelnen nicht mehr entziehen können, dann ist das der falsche Weg. Wir können Ehrenamtliche nicht fest als Arbeitende einplanen.

Lässt sich Ihre Herangehensweise mit „Effizienz und Transparenz“ umschreiben?

Transparenz, ja, das ist mir sehr wichtig. Ich setze auf Austausch und gemeinsames Herausfinden, was der richtige Weg ist. Dafür braucht man Transparenz und Kommunikation. Was die Effizienz betrifft: Ich selber bin ein effizient arbeitender Mensch, ich habe es gern, wenn man Dinge schnell erledigt. Aber das will ich jetzt nicht jedem aufdrängen.

Wer neuer Frankfurter Stadtdekan oder Stadtdekanin wird, ist noch nicht klar. Was müsste jemand in diesem Amt können?

Er oder sie müsste den Evangelischen Regionalverband gut führen können. Schon er allein ist in Frankfurt eine große Nummer! Außerdem muss der Stadtdekan oder die Stadtdekanin nach außen wirken und die evangelische Position für Frankfurt vertreten. Bisher hatten wir ja mehrere Stimmen, die einen ganzen Chor abgegeben haben. Und er oder sie braucht sicher auch Sensibilität für die Balance zwischen verschiedenen Kräften innerhalb unserer vielschichtigen Kirche.

Artikelinformationen

Beitrag von , , veröffentlicht am 4. April 2014 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.