Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 26. Mai 2014

Schutz vor Abschiebung

Am Bügel und in der Nordweststadt fanden Flüchtlinge Kirchenasyl

Zwei Frankfurter Kirchengemeinden haben Flüchtlingen, die von Abschiebung bedroht sind, Kirchenasyl gewährt. In der Gemeinde Am Bügel ist der 19-jährige Eritreer Petros Habte untergekommen. Ihm droht nach Angaben von Pfarrer Olaf Lewerenz die Abschiebung nach Ungarn. Der junge Mann halte sich seit Mitte April im Gemeindehaus auf. Drohende Lagerhaft, Rassismus und fehlende Perspektiven hätten ihn bewogen, nach Deutschland zu kommen, so Lewerenz.

In der Gemeinde Cantate Domino in der Nordweststadt haben ein junger Mann und eine junge Frau Schutz gefunden, sie stammen ebenfalls aus Eritrea. Wie Pfarrerin Sabine Fröhlich mitteilt, sind sie über das Mittelmeer geflüchtet. Der junge Mann habe dabei mit ansehen müssen, wie sein Bruder und dessen Kinder ertrunken sind. Da die beiden über Lampedusa nach Europa gekommen sind, sollen sie nun nach Italien abgeschoben werden. In beiden Fällen haben die Kirchenvorstände die zuständigen Behörden informiert.

Auch in einer Mainzer Gemeinde wurde Kirchenasyl gewährt, hier ist eine siebenköpfige Familie aus Syrien untergekommen, der die Abschiebung nach Bulgarien droht. In Bulgarien gelingt es den Behörden dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge nicht einmal, die Menschen in den völlig überfüllten Flüchtlingslagern mit Trinkwasser zu versorgen.

Hintergrund all dieser Fälle sind die so genannten Dublin-Verordnungen, wonach Flüchtlinge, die in Europa Schutz suchen, ihre Asylanträge in dem Land stellen müssen, über das sie eingereist sind. Daher muss Deutschland viel weniger Flüchtlinge aufnehmen als die Grenzländer, die jedoch mit der Versorgung dieser Menschen meist völlig überfordert sind.

Die Kirchen fordern schon lange eine Änderung dieser Dublin-Verträge, zuletzt wieder der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung in seiner Rede vor der Synode, die im Mai in Frankfurt tagte. Flüchtlingsaktivisten schätzen, dass im Rhein-Main-Gebiet etwa dreihundert Menschen von Abschiebungen in diese so genannten „sicheren Drittländer“ bedroht sind. In diesen Ländern hätten die Flüchtlinge aber keine Möglichkeiten, menschenwürdig zu überleben. Es gebe keine Unterstützung, keine Unterkünfte, von Sprachkursen oder aktiven Integrationsbemühungen ganz zu schweigen.

Die Pröpstin für Rhein-Main, Gabriele Scherle, sicherte der Gemeinde bei einer Pressekonferenz am Bügel die Unterstützung der Kirchenleitung zu. „Wir wollen als Kirche Räume schaffen, wo Menschen unantastbar sind“, sagte sie. Kirchenasyl wolle nicht Recht brechen, sondern Unrecht verhindern helfen. „Wir wissen zu schätzen, dass dieser Staat das respektiert.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 26. Mai 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.