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Von – 1. Juli 2014

Ein Händchen für Ginnheim

Mit einem Festgottesdienst wurde in Ginnheim das zwanzigjährige Bestehen der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe im Stadtteil gefeiert. Über hundert Ehrenamtliche haben im Lauf der Zeit für andere eingekauft, sie besucht, zu Ärzten begleitet oder sonstwie geholfen.

„Hand in Hand für Nachbarn“ war das Motto beim Festgottesdienst zum 20jährigen Bestehen der Nachbarschaftshilfe in Ginnheim. In der Mitte Mitgründerin Eva Sammet. Foto: Rolf Oeser

„Hand in Hand für Nachbarn“ war das Motto beim Festgottesdienst zum 20jährigen Bestehen der Nachbarschaftshilfe in Ginnheim. In der Mitte Mitgründerin Eva Sammet. Foto: Rolf Oeser

„Einmal in der Woche besuche ich einen bettlägerigen Mann. Wir reden über Fußball, ab und zu bringe ich ihm meine Vereinszeitschrift über Weinetiketten mit, manchmal trinken wir auch eine Flasche Wein zusammen.“

Als Klaus-Dieter Bühner vor fünf Jahren einen Brief der Nachbarschaftshilfe „Soziale Kontakte Ginnheim“ las, hat er rasch „Ja“ gesagt: Männer wurden gesucht, die sich für ältere Männer in Ginnheim engagieren wollten. Bühner fühlte sich nicht ausgelastet im Ruhestand und gründete Ende 2009 das inzwischen mit dem Frankfurter Nachbarschaftspreis ausgezeichnete Projekt „Männer für Männer“ mit. Denn Männer tun sich eher schwer damit, Unterstützung anzunehmen. Und wenn überhaupt, dann lassen sie sich lieber von Männern helfen als von Frauen.

Manche Beziehungen gehen über Jahre

„Manche Beziehungen gehen über Jahre“, sagt Eva Sammet, die die „Sozialen Kontakte Ginnheim“ vor zwanzig Jahren mitbegründete. Sie erzählt von zwei Frauen, deren nachbarschaftliche Beziehung über 15 Jahre hinweg „bis zum Tod“ dauerte. „Manchmal war die Besucherin zwei Mal in der Woche dort. Sie hat die alte Dame sogar noch im Pflegeheim betreut, weil die Verwandten weiter weg wohnten.“

Aus der Erfahrung heraus, dass häufig wechselnde Nachbarschaften anonym werden und Menschen sich nicht mehr selbstverständlich gegenseitig unterstützen, ist die Nachbarschaftshilfe damals entstanden, wie Barbara Mielert berichtet. Die Ehrenamtliche aus der evangelischen Bethlehemgemeinde wirkte von Beginn an mit ihrer katholischen Kollegin Eva Sammet von Sancta Familia zusammen. „Wir versuchten, uns mit Werbung im Gottesdienst, Infotischen und Schnupperabenden im Stadtteil bekannt zu machen“, erinnert sich Sammet. Richtig ins Rollen kam das Projekt mit Unterstützung der Caritas. Eine feste telefonische Kontaktstelle wurde eingerichtet, und in Aufnahmebögen wurden Interessen, Fähigkeiten und Zeitumfang der Unterstützerinnen und Unterstützer festgehalten – alles ehrenamtlich. Die Kontakte vermittelt von Anfang an Ursula Kalisch, die auch heute noch dafür zuständig ist: „Sie hat ein Händchen, die richtigen Leute zusammenzubringen.“

Regelmäßige Fortbildungen und Erfahrungsaustausch

„Wir bieten den Ehrenamtlichen Fortbildungen an und laden zwei Mal im Jahr zum Erfahrungsaustausch ein“, sagt Klaus-Dieter Bühner. So müsse man manchmal auch Nein sagen. „Ein Mann war Messie, dem konnte ich nicht helfen, da hätte ich Tag und Nacht gearbeitet.“

Im Laufe der zwanzig Jahre haben bereits mehr als hundert Ginnheimerinnen und Ginnheim für bedürftige Menschen in ihrer Nachbarschaft eingekauft, sie zu Ärzten und Behörden begleitet, mit ihnen Schach gespielt oder Spaziergänge gemacht. Zurzeit sich 35 Männer und Frauen in dem Netzwerk. Einmal in der Woche kommt im Restaurant Adler der „Ginnheimer Mittagstisch“ zusammen. Auf eines hat sich die offene Tischrunde dabei verständigt: „Es wird nicht über Krankheiten geredet.“ Speziell für Männer gibt es zudem an jedem ersten Dienstag im Monat einen Männerstammtisch im Adler.

Kontakt über Telefon 069 96864609.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Juli 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Susanne Schmidt-Lüer ist Redakteurin und schreibt vor allem über Sozialpolitik, Kirche, Alter und wirtschaftspolitische Themen.