Konsequentes Eintreten gegen Antisemitismus ist nach wie vor nötig: In Seckbach ging es beim gestrigen „Israelsonntag“ auch um die aktuellen politischen Konflikte.
Der Krieg im Nahen Osten lässt auch die deutsche Gesellschaft nicht unberührt. Auch in Frankfurt hat es wieder antisemitische Übergriffe gegeben, und der interreligiöse Dialog im Rat der Religionen ist durch die Debatten über den Konflikt zwischen Israel und Palästina belastet.
Den gestrigen „Israelsonntag“, der in der evangelischen Kirche immer am elften Sonntag nach Pfingsten begangen wird, haben Pfarrerin Ilona Klemens und Petra Kunik von der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zum Anlass genommen, noch einmal deutlich gegen jede Art der Judenfeindschaft Stellung zu beziehen. In der Seckbacher Marienkirche feierten sie den Gottesdienst unter dem Motto „Gemeinsam gegen Antisemitismus“. Klemens ist die evangelische, Kunik die jüdische Vorsitzende der Gesellschaft.
„Es braucht noch mehr Engagement gegen Antisemitismus und Judenfeindschaft in unserer Gesellschaft, auch und gerade durch den interreligiösen Dialog“, so Klemens. Gleichzeitig dürfe der Nahostkonflikt „die gewachsenen Beziehungen zwischen Menschen verschiedenen Glaubens in dieser Stadt nicht immer wieder gefährden und als Projektionsfläche für Vorurteile und Hass missbraucht werden“. Auch die in den letzten Tagen wieder gehäuften Angriffe gegen Moscheen in Deutschland seien scharf zu verurteilen.
Der Israelsonntag hat heute das Verhältnis von Christen und Juden zum Thema. Vor dem Zweiten Weltkrieg hieß der Sonntag auch „Judensonntag“, und es standen Themen wie etwa die Mission von Juden im Zentrum. In der Änderung des Namens und der Inhalte spiegelt sich ein neues theologisches Verständnis des Judentums in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wider, das sich von Judenmission und Antijudaismus distanziert und die eigene Mitschuld an den Judenverfolgungen in der Geschichte reflektiert.