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Von – 5. August 2014

Spendenaufruf für Flüchtlinge: Gutleutkirche ist überbelegt

35 Flüchtlinge leben derzeit in der Gutleutkirche im Bahnhofsviertel. Das ist nach Ansicht des Evangelischen Regionalverbandes, der sich um die Unterbringung kümmert, zu viel für die Örtlichkeit. Alternativen müssten dringend gesucht werden.

Sie waren die ersten in der Gutleutkirche. Inzwischen nutzen immer mehr Flüchtlinge die Unterkunft. Eine dauerhafte Perspektive ist das aber nicht. Foto: Rolf Oeser

Sie waren die ersten in der Gutleutkirche. Inzwischen nutzen immer mehr Flüchtlinge die Unterkunft. Eine dauerhafte Perspektive ist das aber nicht. Foto: Rolf Oeser

Die ehemalige Gemeindekirche an der Gutleutstraße, die inzwischen an die Stadt verkauft, aber noch nicht an die neue Eigentümerin übergeben ist, kann aus Sicht des Evangelischen Regionalverbandes durchaus von Flüchtlingen als Zuflucht und Dach über dem Kopf genutzt werden. Die derzeitige Belegung mit 35 Personen sei aber zu viel, schreibt Pfarrer Jürgen Mattis jetzt in einer Stellungnahme.

Die Männer stammten aus Ghana, Nigeria, Togo, Mali, Sierra Leone und der Elfenbeinküste. Viele von ihnen hätten bereits mehrere Jahre in Libyen gearbeitet und mussten wegen des Krieges flüchten. Inzwischen hätten die meisten gültige italienische oder spanische Dokumente mit einem humanitären Schutzstatus.  Doch da sie in Italien und Spanien aufgrund der Finanzkrise keine Jobs finden und keinerlei staatliche Unterstützung erhalten, sind sie in Europa unterwegs. Nach Deutschland dürfen sie zwar legal reisen, die meisten dürfen hier aber nicht arbeiten.

Aufenthaltsrechtliche und psychosoziale Beratung

„Der Evangelische Regionalverband bietet den Männern, die sonst obdachlos wären, in der Gutleutkirche einen notdürftigen Raum als Nachtlager und zur Aufbewahrung ihres Gepäcks. Die Kirche wird rund um die Uhr von einem Sicherheitsdienst bewacht, der die Menschen schützt. Der Evangelische Regionalverband bietet den Flüchtlingen parallel aufenthaltsrechtliche und psychosoziale Beratung an. Für sie steht die Frage im Vordergrund, wo sie zukünftig arbeiten und leben können“, schreibt Mattis.

Flüchtlinge leben bereits seit vergangenem Winter in der Kirche. Anfang November hat eine kirchliche Initiative 22 afrikanische Männer, die seit Monaten unter einer Mainbrücke campiert hatten, in die Kirche Cantate Domino und später in die Gutleutkirche aufgenommen. Viele halfen mit, um den Flüchtlingen über den Winter zu helfen und sie zu unterstützen, es gab viel Aufmerksamkeit in den Medien, auch wir berichteten.

Gutleutkirche ist keine Perspektive

Eigentlich sollte die Unterkunft eine Übergangslösung sein, aber es sind immer neue Flüchtlinge hinzugekommen. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, habe der Evangelische Regionalverband zusätzliche Fluchttüren und ein vernetztes Brandmeldesystem geschaffen, schreibt Mattis. Doch die Belegung mit 35 Personen könne nur eine vorübergehende Notlösung sein. Der Regionalverband habe daher die Stadt Frankfurt und andere Träger aufgerufen, zu helfen und Flüchtlinge aufzunehmen. Derzeit fänden Gespräche dazu statt, um die Zahl der Personen in der Gutleutkirche „baldmöglichst auf unter 20 zu reduzieren“.

In den kirchlichen Beratungsangeboten des Evangelischen Regionalverbandes könnten die Einzelnen im geschützten Kontext ihre Geschichte erzählen. Sie würden aufgeklärt über ihre rechtliche Situation und ihre Möglichkeiten; leider in den meisten Fällen über die Aussichtslosigkeit, in Deutschland jemals auf legale Weise Arbeit und Aufenthalt zu finden.

Die Gutleutkirche sei für sie keine Perspektive. „Der Kirchraum ist keine Unterkunft zum Wohnen, nicht mal eine sinnvolle Notunterkunft. Es ist ja nur ein Kirchraum ohne Bad oder Duschen, ohne eine Küche“, schreibt Mattis. Benötigt würden richtige Unterkünfte auf Zeit für diesen Personenkreis. „Besser wäre natürlich die innereuropäische Erlaubnis zu arbeiten. Kein einziger der Flüchtlinge in Gutleut fordert oder denkt an Sozialleistungen; alle wollen einfach arbeiten, um sich und ihre Familien ernähren zu können.“ Aber: „Das alles gibt es noch nicht in Europa und noch nicht in Frankfurt.“

Politische Lösungen sind notwendig

Die evangelische Kirche könne diese politischen Probleme nicht lösen. „Wir möchten aber auch nicht wegschauen und eine leerstehende Kirche verschließen. Wir müssen die Situation aushalten und wollen auf das Thema aufmerksam machen. Wir hoffen auf Politikerinnen und Politiker, die sich dem Thema und politischer Lösungen auf europäischer, auf nationalstaatlicher sowie auf kommunaler Ebene verpflichten. Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass sich Frankfurt auch in der Zukunft als eine offene, eine demokratische und eine soziale Stadt im Zuge dieser globalen Herausforderungen erhalten kann.“

„Aus Solidarität mit diesen Menschen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind“, bittet der Evangelische Regionalverband Frankfurt um Spenden, damit die Gutleutkirche ein sicherer Schutzraum auf Zeit sein kann. Spendenkonto: Evangelischer Regionalverband Frankfurt am Main, Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel, IBAN: DE64 5206 0410 0004 0002 00, BIC: GENODEF1EK1, Kennwort: Spende Projekt Gutleutkirche.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 5. August 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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