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Von – 13. November 2014

Drei Jahrzehnte Inklusion in Cantate Domino

„Inklusion“ ist das Stichwort, unter dem heute die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im Alltag befördert werden soll. In der Gemeinde Cantate Domino in der Nordweststadt war das bereits vor dreißig Jahren Thema.

Festgottesdienst in der Gemeinde Cantate Domino zum dreifachen Inklusions-Jubiläum. Foto: Bianca Gau

Festgottesdienst in der Gemeinde Cantate Domino zum dreifachen Jubiläum. Foto: Bianca Gau

Schon 1982 hat die Gemeinde Cantate Domino auf Betreiben des damaligen Pfarrers und Heilpädagogen Bernd Durst und der Erzieherin Christel Noll eine integrative Gruppe in ihrem Kindergarten eingeführt, zwei Jahre später wurde die gesamte Kita zur integrativen Einrichtung. Ein Vorstoß, der damals noch bei der Stadt wie der Kirche auf Skepsis und teilweise sogar Widerstand stieß.

Aber die Gemeinde setzte mit Beharrlichkeit ihre Vorstellungen durch. Heute kann sie auf eine über dreißigjährige Erfahrung im gemeinsamen Spielen und Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung blicken. Zufrieden zurücklehnen will sich die frühere Einrichtungsleiterin Christel Noll dennoch nicht. Sie ist zwar längst pensioniert, hat aber jetzt im Kirchenvorstand das Resort Kinder- und Jugendarbeit übernommen.

Das hessische Inklusionsgesetz findet sie nicht nur gut: Danach bekommen Erzieherinnen und Erzieher nur genau 15 Wochenstunden pro Kind mit Behinderung finanziert. Das führt dazu, dass Stellen nur befristet vergeben werden können, da die Anzahl der Kinder schwankt. Auch Pfarrerin Sabine Fröhlich hält das für problematisch. Mit Unterstützung des Diakonischen Werkes ist jetzt zwar für die Kita in Cantate Domino eine bessere Regelung gefunden worden. Doch Noll bedauert, dass der jahrelange Kampf um eine flächendeckende Inklusion, bei dem sich die Gemeinde sehr engagierte, „zu solchen letztlich unsinnigen Verordnungen geführt hat.“

Von Kindern mit Behinderung könne man sehr viel lernen, sagt Noll. Als zum Beispiel ein blindes Mädchen in die Einrichtung kam, hätten viele Kinder ihre Augen verbunden, um auszuprobieren, wie man sich ohne Sehkraft fühlt. Bezeichnend sind für Noll zudem die Rückmeldungen aus den integrativen Klassen der Römerstadt- und der Ernst Reuter-Schule. Die Gewaltbereitschaft sei hier deutlich geringer, und stets gehören die Schülerinnen und Schüler aus diesen Klassen zu jenen, die das beste Abi machen.

Auch Pfarrerin Sabine Fröhlich blickt anlässlich des 2014 in der Gemeinde gefeierten Dreifachjubiläums – 50 Jahre Kindergarten, 30 Jahre Integration, 25 Jahre Hort – „mit Stolz und Freude auf die besondere Cantate-Kultur zurück“. Das Konzept der Integration habe von hier aus im Stadtteil, aber auch über Frankfurt hinaus Impulse gegeben. So richtete die benachbarte Römerstadtgrundschule 1987 ihre erste integrative Klasse ein, später zog auch die Ernst-Reuter-Schule nach.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 13. November 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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