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Von – 27. November 2014

Konservativ im guten Sinne

Pfarrerin Anne-Katrin Helms ist seit einem Jahr Pfarrerin in der Erlösergemeinde. Obwohl es in dem ehemaligen „Gärtnerdorf“ im Osten Frankfurts heute nicht mal mehr zehn Gärtnereien gibt, sei es immer noch ländlich-bodenständig und von gutbürgerlichem Konservatismus „im besten Sinne“ geprägt, wie sie sagt. Foto: Ilona Surrey

Pfarrerin Anne-Katrin Helms ist seit einem Jahr Pfarrerin in der Erlösergemeinde. Obwohl es in dem ehemaligen „Gärtnerdorf“ im Osten Frankfurts heute nicht mal mehr zehn Gärtnereien gibt, sei es immer noch ländlich-bodenständig und von gutbürgerlichem Konservatismus „im besten Sinne“ geprägt, wie sie sagt. Foto: Ilona Surrey

Nach dem ersten Weltkrieg gab es 220 Gärtnereien in Oberrad, jetzt sind es weniger als zehn. Aber sie alle spenden jedes Jahr Obst, Gemüse und Kräuterpakete für die berühmte Frankfurter Soße, wenn beim Erntedankfest in der Erlöserkirche am Melanchthonplatz der Altarraum prachtvoll geschmückt wird.

„Die Erlösergemeinde ist immer noch dörflich geprägt, bodenständig und gutbürgerlich“, sagt Pfarrerin Anne-Katrin Helms, auch wenn Familien, die aus anderen Ländern zugewandert sind, inzwischen 35 bis 40 Prozent der Bevölkerung stellen. Viele von ihnen schicken ihre Kinder ebenfalls in die fünfgruppige Kita der Erlösergemeinde.

Helms ist jetzt seit einem Jahr Pfarrerin vor Ort und sagt über ihre Gemeinde, die 2700 Mitglieder zählt, sie sei „konservativ im guten Sinne, aber auch offen für Neuerungen.“ Auf ihren Vorschlag hin hat der Kirchenvorstand jetzt beschlossen, dass der Zaun abgerissen wird, der bisher den Hof zwischen Kirche und Gemeindehaus zur Straße hin abschirmt. Stattdessen sollen dort Bänke aufgestellt werden. Auch Kooperationen mit dem Nachbarschaftszentrum im Ostend oder Auch Aktionen wie „Mama lernt Deutsch“ oder „Aktiv bis 100“ öffnen die Gemeinde für den Stadtteil, und die Zusammenarbeit mit der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde wird intensiver, was „von beiden Seiten gewollt ist“, wie Helms betont.

Die Erlöserkirche, die die Oberräderinnen und Oberräder Anfang des 20. Jahrhundert aus eigenen Mitteln errichtet hatten, wurde am 4. Oktober 1943 im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. Nur Teile des Turms, das Pfarrhaus und eine Gruft blieben erhalten. Darin ist Johann Jacob von Willemer begraben, der in dritter Ehe mit Marianne verheiratet war, Goethes „Suleika“ im west-östlichen Diwan.

Schon elf Jahre nach dem Krieg, 1956, waren erneut genug Spenden zusammengekommen, um die Kirche wieder aufzubauen, in modernem Stil und mit den Materialien der Zeit: Beton, Stahl und Glas. Das Kircheninnere wird von einem erlösten schwebenden Christus am Kreuz im runden Altarraum geprägt, der „Erde und Himmel mit Lichteinfall von oben verbindet“, wie Helms sagt. Ungewöhnlich ist auch das Relief am Hauptportal, das wie der Christus von dem Bildhauer Knud Knudsen gestaltet wurde: Es zeigt einen Atompilz und soll an den Schrecken von Hiroshima und Nagasaki erinnern.

In der Gemeinde können Kinder und Erwachsene Trompete, Posaune oder Horn lernen – die Instrumente werden gestellt. Ein Posaunen- und Trompetenchor sowie die „Blechwürmer“ für Kinder unter zehn sind ebenso beliebt wie der Kinderchor, ein Vocalensemble und verschiedene Folkloretanzgruppen.

Kirchenvorsteherin Margaret Riebeling bietet Töpferkurse an, in die viele Menschen um die vierzig kommen, oft mit ihren Kindern. Einmal im Monat wird ein Kinderkirchentag veranstaltet, Seniorinnen und Senioren treffen sich wöchentlich zum Kaffee, und eine Gruppe „55plus“ organisiert Museumsbesuche und andere Ausflüge.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 27. November 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".