Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist der neue Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Aber was genau ist eigentlich ein Ratsvorsitzender?
Der 54 Jahre alte Bedford-Strohm wird Nachfolger von Nikolaus Schneider, der sich mehr der Pflege seiner erkrankten Frau widmen möchte. Als Ratsvorsitzender ist er zwar oberster Repräsentant der evangelischen Kirche und damit ein wichtiger Kurs- und Impulsgeber, sein Votum ist jedoch nicht bindend, und er kann nicht in die eigenständigen Landeskirchen hineinregieren.
Die EKD ist der Dachverband der derzeit zwanzig lutherischen, unierten und reformierten Kirchen in Deutschland. Zusammen repräsentieren sie 23,5 Millionen Protestanten und Protestantinnen. Die so genannten Gliedkirchen haben ihre jeweils eigene Hoheit, sind aber durch Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft auch miteinander verbunden. Sie entsenden demokratisch gewählte Mitglieder in die EKD-Synode, das Parlament. Diese wählt dann den Rat, das Leitungsgremium. Die Leitungen der Gliedkirchen finden in der Kirchenkonferenz zusammen, die für Synode und Rat eine beratende Funktion einnimmt.
Zu den großen Projekten der EKD gehört derzeit die Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 sowie Stellungnahmen zu ethischen Grundsatzfragen, die in Denkschriften niedergelegt werden, und in denen sich angesichts der sehr unterschiedlich strukturierten Kirchenlandschaften eher die Bandbreite möglicher evangelischer Positionen spiegelt, als dass eine klare Richtung vorgegeben wird. Was einerseits Zeichen protestantischer Vielfalt ist, gilt Kritikern oft als konturlos und nichtssagend.
Bedford-Strohm selbst ist aktiv im Internet (zum Beispiel auf Facebook) und offen für mehr Dialog mit der katholischen Kirche. Er schaltet sich immer wieder in die aktuelle Gesellschaftspolitik ein, so fordert er in Bayern mehr Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge und hält Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak für notwendig.