Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 20. Dezember 2014

Engel: Gottes Agenten

Engel sind beliebt, vor allem zur Weihnachtszeit. Aber was genau hat es mit ihnen eigentlich auf sich?

Foto: Jeanette Dietl/Fotolia.com

Foto: Jeanette Dietl/Fotolia.com

Wenn Menschen nicht mehr trösten können, gibt es immer noch die Engel. Dietrich Bonhoeffer dichtete kurz vor seiner Ermordung durch die Nationalsozialisten seine wohl bekanntesten Zeilen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.” Die guten Mächte sind Gottes Engel, seine Boten und Agentinnen, „dienstbare Geister”, wie es im Hebräerbrief (1,14) heißt.

Das große Engelfest des Kirchenjahres, der Tag des Erzengels Michael und aller Engel am 29. September, wird in den meisten Gemeinden jedoch eher klein gefeiert, wenn überhaupt. Dabei haben Engel durchaus theologische Bedeutung.

Wenn Gott auf Erden etwas zu tun hat, bedient er sich laut Bibel oft der Engel, sei es als „himmlische Öffentlichkeitsarbeit”, wenn sie seine Botschaften verbreiten, sei es durch Schutz-, Hilfs- und Führungsdienste. Der Erzengel oder Engelfürst Michael wirft laut Offenbarung (Kapitel 12, Verse 7ff) den Teufel aus dem Himmel auf die Erde – bildlich dargestellt im „Höllensturz” oder in Michaels siegreichem Kampf mit dem Drachen. Der Engel handelt aber nicht aus eigener Macht. Schon mit seinem Namen verweist er auf Gott („Michael“ bedeutet: „Niemand ist wie Gott”).

Die Engel bringen den Menschen das trostvolle Wirken des majestätischen Gottes im Alltag näher. Durch sie wird vorstellbar, dass die Welt nicht eine grausame und sinnlose Maschine ist, vielmehr sind die „guten Mächte” in Wirklichkeit zahlreicher und präsenter, als man oft denkt. So zahlen die Engel sozusagen die Allmacht Gottes in kleiner Münze aus. Entsprechend sind Engelfiguren aus Metall oder Holz, gerne als Handschmeichler gepriesen, beliebte christliche Devotionalien. Sie machen den erhabenen und nicht zu kontrollierenden transzendenten Gott spürbar.

Die protestantische Zurückhaltung gegenüber dem Engelfest ist wesentlich darin begründet, dass die Engel zu Gottes Geschöpfen gehören und man sie daher nicht anbeten soll. Die Grenze zwischen Hochschätzung und Verehrung wird nämlich leicht überschritten; von der Engelfigur, mit der die Nähe Gottes greifbar ist, ist es nur ein kleiner Schritt hin zum Griff nach Gottes Diensten.

Der Versuchung, Engel gewissermaßen „umzudrehen“ und sie nicht mehr als Agenten Gottes zu verstehen, sondern zu Agenten der eigenen Wünsche an Gott zu machen, sind Christen und Christinnen immer wieder erlegen. Michael wurden Fürbitten übergeben, damit er sie zu Gott tragen sollte, und er wurde als Schutzpatron Deutschlands eingespannt, oder auch als Patron von Soldaten und Polizei. Aber Engel sind zum Glück unbestechlich und loyal. Sie lassen sich in Bezug auf „gut” und „böse” kein X für ein U vormachen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 20. Dezember 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.