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Von – 20. Dezember 2014

Keine Neuigkeiten zu Weihnachten

Das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden ist heute, wo Informationen nicht mehr knapp sind, sondern in unendlicher Fülle verfügbar, zu einer der wichtigsten Fertigkeiten geworden. Und selten scheitern wir daran so grandios wie an Weihnachten.

Antje Schrupp. Foto: Ilona Surrey

Antje Schrupp. Foto: Ilona Surrey

„Ich muss noch einen Artikel über Weihnachten schreiben“, erzähle ich einem Freund. Der schüttelt den Kopf. „Also wirklich, zu Weihnachten ist doch schon alles gesagt, und eigentlich auch fast schon von jedem. Was willst du denn dazu noch schreiben?“

Ein guter Einwand. Nicht nur wir hier in der Redaktion von Evangelisches Frankfurt müssen uns „alle Jahre wieder“ etwas Neues ausdenken, das wir zu Weihnachten bringen können. Pfarrerinnen und Pfarrer stehen bei der Vorbereitung der Weihnachtsgottesdienste vor derselben Herausforderung.

Und weil trotz aller Entkirchlichung Weihnachten immer noch ein gesellschaftliches Mega-Event ist, müssen sich auch alle anderen dazu etwas einfallen lassen, und sei es nur, wie sie ihre Ladengeschäfte dieses Jahr dekorieren. Selbst die Wissenschaft hilft bei der Jagd nach „frischen Ideen“. Dieses Jahr wollen zwei kanadische Forscher bewiesen haben, dass Jesus nicht nur verheiratet war, sondern auch zwei Söhne hatte – der Hammer!

Wir sind es nicht mehr gewohnt, ein und dieselbe Geschichte immer wieder zu hören. Wir sind auf „Neuigkeiten“ konditioniert. Wir scannen die Medien nach Informationen, und eine Information ist nur interessant, wenn man sie zum ersten Mal hört. Deshalb die verzweifelte Suche nach „News“ in der alten Weihnachtsgeschichte. Aber Fakt ist: Da gibt es keine Neuigkeiten mehr. Jeder Stein ist umgedreht, jede Textstelle zigfach kommentiert. Und ob Jesus verheiratet war oder Kinder hatte, ist schlichtweg total egal.

Das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden ist heute, wo Informationen nicht mehr knapp sind, sondern in unendlicher Fülle verfügbar, zu einer der wichtigsten Fertigkeiten geworden. Und selten scheitern wir daran so grandios wie an Weihnachten.

Das Wichtige ist an Weihnachten die „gute Nachricht“, die vor 2000 Jahren über ein kleines Baby gesagt wurde. Sie ist der Kern der christlichen Religion, und sie ist ganz kurz. Sie lautet: „Dieser kleine, neugeborene Mensch da ist Gott, und er wird der Welt die Erlösung bringen.“ Wenn man das mal ganz nüchtern sieht, als bloße Information, ist das ja wohl eine ziemlich krasse Behauptung.

Glauben wir das wirklich? Und was bedeutet es für unser Bild von Gott, für unsere Ethik und Moral, für unser persönliches Leben? Das sind so Fragen und Themen, die an Weihnachten wirklich relevant wären und Aufmerksamkeit verdienten.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 20. Dezember 2014 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.