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Von – 19. Dezember 2014

Viele gute Gründe, Pfarrerin zu sein

Unter dem Motto „Tausend gute Gründe, Pfarrerin zu sein“ trafen sich rund vierzig Theologinnen aus ganz Hessen beim Pfarrerinnentag in Frankfurt zum Erfahrungsaustausch.

Pfarrerinnen aller Generationen trafen sich im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum bei einem Lunch zum Erfahrungsaustausch. Foto: Ilona Surrey

Pfarrerinnen aller Generationen trafen sich bei einem Lunch im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum zum Erfahrungsaustausch. Foto: Ilona Surrey

Der Pfarrberuf braucht keine Quotenregelung: Obwohl das Pfarramt früher stark männlich geprägt war, ist es bei Frauen inzwischen sehr beliebt. Der Anteil von Frauen im Pfarramt steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich und liegt inzwischen bei über einem Drittel. Und an vielen Unis haben die Theologiestudentinnen zahlenmäßig die Studenten bereits überholt.

Und tatsächlich trugen die Theologinnen bei ihrem Austausch im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum in Frankfurt viele gute Gründe zusammen: Pfarrerin sei ein Beruf von großer Vielfalt, sagten sie – morgens in der Schule, nachmittags auf dem Friedhof, abends im Krankenhaus oder in einer Teamsitzung. Ein Beruf, in dem man „so viel lesen kann, wie man will“, in dem man „mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen ist“, in dem Kreativität gefragt ist, und in dem man „klare und unmittelbare Rückmeldungen bekommt“.

Schön, an Weihnachten arbeiten zu können

Und ein Beruf, „in dem man an Weihnachten arbeiten darf“, wie eine hervorhob, der die Vorstellung, den Heiligen Abend im kleinfamiliären Kreis verbringen zu müssen, wenig behagt: „Gottesdienst statt Deko und Schnickschnack!“

Beim Austausch zwischen den Generationen, von der jungen Vikarin bis zur Pensionärin, wurde auch deutlich, wie viel sich im Lauf der Zeit verändert hat. So hatten die älteren Kolleginnen bei ihrem Berufseinstieg noch kaum weibliche Vorbilder, die jungen hingegen konnten an der Universität schon feministische Theologie studieren.

Doch auch die Jüngeren sind vor Hindernissen nicht gefeit. Eine junge Pfarrerin erzählte von den Schwierigkeiten, die sie als lesbische Frau in einer traditionellen Landgemeinde hatte. Für junge Frauen, die mit dem selbstverständlichen Ideal einer gleichberechtigten, fortschrittlichen Kirche aufgewachsen sind, kann es eine herbe Enttäuschung sein, wenn sich herausstellt, dass das in der Realität nicht überall schon selbstverständlich ist.

Netzwerke schmieden, um die Kirche zu verändern

Die Älteren hingegen wussten bei ihrem Berufseinstieg von vornherein, dass sie auf Widerstände stoßen würden. Bewusster als heute schmiedeten sie vor dreißig, vierzig Jahren Netzwerke untereinander mit der Absicht, die Kirche zu verändern.

Verändert haben sich aber auch die äußeren Rahmenbedingungen. Die Anforderungen an den Pfarrberuf sind gestiegen. In vielen Gemeinden wurden die Stellen von Sekretärinnen und Gemeindepädagogen zusammengestrichen, sodass eine Pfarrerin für viel mehr Dinge zuständig ist als früher. Sie muss heute ebenso Managerin sein wie Seelsorgerin.

Zu einem Punkt aber konnten alle Altersgruppen Anekdoten aus ihrem Berufsleben erzählen: Dass eine Pfarrerin auch ruhig mal laut werden kann. „Viele denken ja, als Pfarrerin musst du immer nett sein und lächeln. Aber damit kommt man manchmal nicht weiter.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 19. Dezember 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.