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Von – 2. Januar 2015

Jazz gegen Apartheid: Von Xhosa-Musik bis Free Jazz

„Krieg im Frieden, Flüchtlingselend, entfremdete Arbeit“ – das nennen die Macher der Konzertreihe „Jazz gegen Apartheid“ als ihre Triebfeder, musikalisch aktiv zu werden. Leider sind diese Themen derzeit immer noch höchst aktuell.

Jazz gegen Apartheid - hier bei ihrem Konzert in der Osterkirche in Sachsenhausen. Foto: Rolf Oeser" width="1" height="1" /> Jazz gegen Apartheid - hier bei ihrem Konzert in der Osterkirche in Sachsenhausen. Foto: Rolf Oeser

Jazz gegen Apartheid – hier bei ihrem Konzert in der Osterkirche in Sachsenhausen. Foto: Rolf Oeser

Vor dreißig Jahren gründete sich die Frankfurter Initiative „Kultur im Ghetto“, um Kultur auch in den Stadtteilen und für Zielgruppen zugänglich zu machen, die von den etablierten Kulturangeboten nicht erreicht werden. Seit 28 bereits gibt es regelmäßig Jazzkonzerte mit Stücken des südafrikanischen Komponisten und ehemaligen Exilmusikers Johnny Dyani – auch dieses Jahr gab es wieder sechs Konzerte an verschiedenen Bühnen in Rhein-Main, darunter das Gallustheater, das Main-Forum des IG Metall Hauses, aber in der Osterkirche in Sachsenhausen und in der Cyriakuskirche in Rödelheim

Bei der Entstehung von „Jazz gegen Apartheid“ war es vor allem das politische Unrechtssystem, das jahrzehntelang in Südafrika herrschte, das Musiker der Frankfurter Band zu Auftritten mit sozialpolitischem Engagement animierte. Die Musik des 1986 verstorbenen Bandleaders und Bassisten Johnny Dyani die Geschichte des 25 Jahre lang dauernden Kampfes gegen die Apartheid wider. Sie enthält musikalische Porträts von Freunden, Kolleginnen und von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, wie etwa „Song For Biko“, „Open Ballad To Mandela“ oder „Lady Lilian Ngoyi“, und viele Lieder sind visionär, weil sie geschichtliche Veränderungen bereits vorwegnehmen. Stilistisch finden sich Ausdrucksmöglichkeiten der Xhosa-Volksmusik ebenso wie Free-Jazz-Elemente und solistische Entfaltungsmöglichkeiten.

Zwischen Improvisation und formeller Komposition enthält so manches Dyani-Werk enorme Binnenspannung. Da braucht es technisch versierte Musiker, die dies alles auf der Bühne umzusetzen in der Lage sind wie Trompeter Claude Deppa, der in Frankfurt bestens bekannte Tenorsaxophonist Daniel Guggenheim, Christopher Dell, das Vibraphon meisterlich spielend, und das kompakte Rhythmusteam mit John Edwards (Bass) und Makaya Ntshoko am Schlagzeug, welche die Kompositionen fließen und atmen ließen.

Voller Elan und Improvisationslust kam die Musik unmittelbar beim Publikum an. Fast körperlich zu spüren die Energien des Südafrikaners Deppa, der die schönen Melodien in Stücken wie „U.D.F.”, „Does Your Father Know” oder beim bekannten Song „Biko” mit virtuosen Improvisationen umspielte. Ebenso überzeugend und mitreißend waren die Saxophon-Einlagen, die in coolen Phrasen oft splittrig und kantig klangen.

Es war mitunter ein herrliches Free-Jazz-Fest unter dem Motto „Zwischen Heimkehr und Exil“, zu dem auch der ausgezeichnete Vibraphonist Christopher Dell beitrug. Eine Klasse für sich war die Rhythmusgruppe, die nie nervös oder fahrig agierte, sondern gruppendienlich druckvoll und pulsierend auftrat.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. Januar 2015 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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