Vor einiger Zeit verschickte die evangelische Kirche Miniaturaufkleber, mit denen sie darum warb, ab und zu mal eine Danksekunde einzulegen. Einer davon ist in der Küche von Silke Kirch gelandet.
Irgendwann haben wir damit begonnen, auf die langweiligen weißen Kacheln über der Küchenspüle die bunten Etiketten von kleinen Mineralwasserflaschen aus dem Urlaub zu kleben. Vielleicht, um davon abzulenken, dass wir auch fünf Jahre nach unserem Einzug noch nicht dazu gekommen sind, unsere Küche zu renovieren, und ihre hohen Wände jeden Tag vorwurfsvoll auf uns herabsehen.
Ein Miniaturaufkleber, den wir vor geraumer Zeit mit einem Schreiben von der EKHN (der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau) erhalten haben, klebt ebenfalls neben dem Abwaschbecken: Die Danksekunde.
Die Danksekunden-Aufkleber fand ich nicht wirklich schön, aber die Idee gut. Da ist er nun, neben den Wasseretiketten an der Wand – Wasser, Schluck für Schluck ein Labsal; eine kleine Danksekunde neben dem Wasserhahn, aus dem unser Trinkwasser kommt; die Küche, der Ort, an dem wir oft hängenbleiben, trotz seiner Unfertigkeit, oder vielleicht gerade deswegen, der wärmste, gemütlichste Ort in der Wohnung, wo wir miteinander ins Gespräch kommen, uns am Abend nach und nach zusammenfinden beim Kochen, beim Essen, beim Abwasch.
Ja, gerade auch beim Abwasch, denn eine Spülmaschine haben wir nicht. Beim gemeinsamen Abwasch, meinte einmal ein Freund, konstituiere sich die Familie. Ich finde, er hat Recht, auch wenn ich immer mal wieder zuletzt noch alleine Sachen in die Schränke räume, während einer meiner Söhne am Klavier sitzt oder beide Söhne ein abendliches Tohuwabohu veranstalten – aus dem Zusammensein entsteht eine Atmosphäre, die mich ganz friedlich macht, vielleicht weil es so spürbar wird, dass gerade das Unfertige, das niemals zu einem Abschluss kommt und immer im Fluss bleibt, das ist, was die Welt lebendig und bewohnbar macht und uns miteinander weiterbringen kann.