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Von – 13. Februar 2015

Flughafen: Klarmachen, dass Mobilität viele Opfer fordert

Wie geht es weiter mit den Protesten gegen den Fluglärm? Stadtdekan Achim Knecht traf sich in der Bergkirche zu einem Gespräch mit der Bürgerinitiative Sachsenhausen gegen Fluglärm.

Banner an der Bergkirche ein Sachsenhausen gegen Fluglärm. Foto: Regina Busch

Banner an der Bergkirche ein Sachsenhausen gegen Fluglärm. Foto: Regina Busch

Wieso wird man trotz Ohrstöpsel um fünf Uhr morgens vom Fluglärm geweckt, während es als öffentliche Ruhestörung gilt, wenn jemand um diese Zeit laut Musik macht? Warum darf die Flughafenbetreiberin Fraport die „Woche der Stille“ sponsern? Unterstützt die Kirche Pfarrer und Pfarrerinnen, die sich gegen Fluglärm engagieren? Solchen Fragen stellte sich Stadtdekan Achim Knecht bei einer Veranstaltung der „Bürgerinitiative Sachsenhausen gegen Fluglärm“ am Mittwoch Abend in der Bergkirche.

Die Bürgerinitiative sei nicht gegen den Frankfurter Flughafen generell, sondern gegen seinen Ausbau zu einem riesigen  Drehkreuz, differenzierte ein Teilnehmer. 55 Prozent der Passagiere würden in Frankfurt nur noch umsteigen, sie kaufen höchstens kurz im Transitbereich ein und fliegen dann weiter. Damit nützten sie zwar der Fraport, keineswegs aber der Region. Durch die neue Landebahn und das geplante Terminal 3 sollen es noch viel mehr werden. Dafür sei aber ein so stadtnaher Flughafen gänzlich ungeeignet.

Warum sind die anderen Stadtteile so wenig solidarisch?

Stadtdekan Knecht wollte vor allem erst einmal zuhören. Ihn beschäftige die Frage, warum sich Menschen in anderen Stadtteilen so wenig dafür interessierten, welche Auswirkungen der Fluglärm in Sachsenhausen, Oberrad, Offenbach, Rüsselheim und Hanau habe. Pfarrerin Silke Alves-Christe von der Dreikönigsgemeinde stellt der Bürgerinitiative gegen Fluglärm seit langem Räumlichkeiten für ihre Versammlungen zur Verfügung. Sie forderte, dass die Landebahn zurückgebaut wird. „Ich begreife nicht, wie man nichts tun kann, wenn andere Menschen in einer unerträglichen Situation sind.“

Um auch Menschen in anderen Stadtteilen für das Problem zu interessieren, schlug Knecht ihr einen Kanzeltausch mit anderen Gemeinden vor. Denkbar sei auch ein großer Gottesdienst an Himmelfahrt: Unter freiem Himmel könne man die Lärmbelästigung am eigenen Leibe miterleben.

Weitermachen und einen langen Atem haben

Der Stadtdekan ermutigte die Bürgerinitiative, weiterzumachen. Auch in anderen Bereichen der Gesellschaft habe es ja ein Umdenken gegeben, das lange Zeit niemand für möglich gehalten hätte, zum Beispiel bei der Haltung gegenüber Flüchtlingen oder zur Atomkraft. „Wir als Kirche können das Bewusstsein dafür schärfen, welche Opfer Mobilität von uns fordert. Die Pfarrer meiner Generation denken das ohnehin immer mit.“

Persönliches Verhalten zu ändern, reiche allerdings nicht, betonte ein Teilnehmer. Es sei sehr schwer, den Verantwortlichen klarzumachen, dass das Zwei-Milliarden-Projekt  „Neue Landebahn“ eine Fehlinvestition gewesen sei. Auch wenn jeder sehen könne, dass die  prognostizierten 100.000 neuen Arbeitsplätze dadurch keineswegs entstanden seien. Er forderte von „einer Kirche, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzt und den Hilflosen zur Seite stehen will“, sich viel konkreter einzumischen.

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Beitrag von , veröffentlicht am 13. Februar 2015 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".