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Von – 23. Februar 2015

Oberbürgermeister Feldmann: Predigt gegen Verantwortungslosigkeit

Ein Bekenntnis zur wichtigen Rolle der Kirchen in der Frankfurter Stadtgesellschaft gab Oberbürgermeister Peter Feldmann bei seiner Predigt am Sonntag zum Auftakt der Passionszeit in der Philippuskirche im Riederwald. Er appellierte an alle einzelnen, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.

Oberbürgermeister Peter Feldmann bei seiner Predigt in der Philippuskirche. Foto: Rolf Oeser

Oberbürgermeister Peter Feldmann bei seiner Predigt in der Philippuskirche. Foto: Rolf Oeser

„Die Kirchen stiften Werte, stiften Identität und nehmen öffentliche Verantwortung wahr. Deshalb ist Kirche in der Stadt unerlässlich“, sagte Feldmann. In seiner Jugend sei „ein guter Linker“ noch antikirchlich gewesen. Die Kirche sei politisch mit „konservativ“ gleichgesetzt worden, Religion galt – nach Marx – als „Opium des Volkes“. Heute sehe er aber eine ganz andere Gefahr, nämlich die Distanz zur eigenen Gemeinschaft und eine „zynische Haltung, bei der Zocken, Geld und Ego im Vordergrund stehen“.

„Die Kirchen stiften Werte, stiften Identität und nehmen öffentliche Verantwortung wahr. Deshalb ist Kirche in der Stadt unerlässlich, sagte Feldmann. In seiner Jugend sei „ein guter Linker“ noch antikirchlich gewesen. Die Kirche sei politisch mit „konservativ“ gleichgesetzt worden, Religion galt – nach Marx – als „Opium des Volkes“. Heute sehe er aber eine ganz andere Gefahr, nämlich die Distanz zur eigenen Gemeinschaft und eine „zynische Haltung, bei der Zocken, Geld und Ego im Vordergrund stehen“.

Christentum, Judentum, Islam, Humanismus und Sozialdemokratie stimmten darin überein, dass „die Nähe von Mensch zu Mensch das ist, was uns im Kern trägt“. Feldmann zitierte den Rechtsphilosophen Ernst-Wolfgang Böckenförde: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist.“

Der demokratische Staat könne die Freiheit erhalten und schützen, aber die Einzelnen müssten die Freiheit moralisch ausfüllen und nutzen. Sie sei gefährdet, wenn Menschen sich nicht verantwortlich fühlten. Verantwortungslos sei zum Beispiel, dass in Frankfurt so viel Büroraum leer stehe, obwohl die Wohnungsnot groß ist. Der Glaube müsse stärker sein als die Ideologie des „homo oeconomicus“, des rein auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Menschen.

Beeindruckt habe ihn außerdem die Kundgebung für Toleranz auf dem Römerberg Ende Januar: „Als Antwort auf Pegida haben 15000 Menschen unter der Führung der Kirchen für Toleranz und Mitmenschlichkeit demonstriert.“ Frankfurt sei die Stadt mit dem höchsten Migrantenanteil in Deutschland, in der es gleichzeitig am wenigsten Konflikte gebe. Allerdings nicht nur, weil die Frankfurter so tolerant seien, sondern weil Frankfurt Stadt immer eine Handelsstadt war. Schon früh habe man hier erkannt, dass es unklug ist, nicht mit jemandem zu handeln, weil er anders aussieht, anders spricht und etwas anderes glaubt. „Die Werte, die wir religiös und politisch verstanden haben, haben uns auch reich gemacht“, so Feldmann. „Deshalb können wir jetzt Kindertagesstätten, Schulen, Beratungsstellen und Krankenhäuser finanzieren.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 23. Februar 2015 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".

Kommentare zu diesem Artikel

  • Gerd-Frederic Lummerzheim schrieb am 24. Februar 2015

    Politiker haben als Prediger nicht zu suchen. Absolut ungeeignet.

  • Antje Schrupp schrieb am 24. Februar 2015

    @Gerd-Frederic Lummerzheim – In der evangelischen Kirche dürfen nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer predigen, sondern alle, die die jeweilige Gemeinde auf ihre Kanzel einlädt (darüber entscheidet der Kirchenvorstand). Es werden also nicht nur Politiker auf die Kanzel gelassen, sondern prinzipiell können das alle sein. Getreu dem Motto vom „Priestertum aller Gläubigen“ eben, das keine prinzipielle Hierarchie zwischen „Geistlichen“ und „Laien“ kennt.

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